: Mr. Courage
■ Einer der wenigen kritischen südafrikanischen Polizisten in Bonn / Kollegen besetzen Bonner Konsulat in Kapstadt
Berlin (taz) - Die einen empfangen lieber de Klerk, die anderen, aus der Anti-Apartheid-Bewegung, geben kritischen Stimmen wie Gregory Rockman Gehör. Und während der 31jährige Ex-Polizeileutnant Gregory Rockman vor Politik- und Polizeikollegen in Bonn erklärte, er rechne mit einem rechten Putsch in Südafrika, besetzten Mitglieder der von ihm vergangenen Dezember gegründeten und verbotenen Polizeigewerkschaft „Popcru“ derweil das Bonner Konsulat in Kapstadt. „Popcru“ („Police and Prisons Civil Rights Union“), die im Augenblick etwa 5.000 Mitglieder hat, darunter nur ein weißer Polizist, wurde gegründet, um gegen das brutale Vorgehen des Sicherheitsapparates in Südafrika zu protestieren. Von diesen 5.000 sind wie Rockman 60 entlassen und über 800 vom Dienst suspendiert worden. Ein Konsulatssprecher sagte gestern, man „sympathisiere“ mit den Forderungen der Besetzer auf Wiedereinstellung und sei gegen eine gewaltsame Räumung. Rockman machte letzten September Furore, als er den eigenen Apparat kritisierte. Über 20 Menschen, zum Teil Kinder, waren in der Wahlnacht de Klerks in einem Kapstädter Township von Anti-Aufruhr-Einheiten teilweise hinterrücks erschossen worden. Rockman, der in diesem Stadtteil zwölfeinhalb Jahre gearbeitet hatte und ein „guter Bulle“ sein wollte, warf den Kollegen vor, sie hätten die Unruhen provoziert und sich wie „Berserker“ benommen. Fünf von acht Polizisten in Südafrika sind schwarz, die weißen sympathisieren zu 90 Prozent mit der ultrarechten Konservativen Partei. Der renitente Polizist („Ich nehme jetzt kein Blatt mehr vor den Mund“) wurde sofort suspendiert. Rockman jetzt in Bonn: „Wir wollen keine weiteren Kämpfe und Morde. Aber was nicht unterschätzt werden sollte: Es kann jederzeit zu einem Putsch der Rechten kommen. Aber wir sind die Mehrheit, deswegen werden wir sie besiegen, trotz ihrer Panzer und schweren Waffen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen