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Mord an Erzieherin Michaela M. aufgeklärt

■ Geistesgestörter Täter wollte durch Enthauptung Seele vom Körper befreien

Der Mord an der 30jährigen Erzieherin Michaela M. ist aufgeklärt. Sie wurde von ihrem Klavierlehrer getötet. Der am vergangenen Freitag festgenommene 30jährige Bernhard R. hat noch einen weiteren Mord gestanden. Zwei Tage nach der Tat an der Erzieherin brachte er seinen Nachbarn um und stach ihm einen Schraubenzieher in den Kopf. Der Mann könnte noch leben, wenn eine andere Klavierschülerin rechtzeitig die Polizei informiert hätte. Nach Angaben der Kripo hatte R. dieser Frau den Mord an Michaela M. gestanden und sie um ein falsches Alibi gebeten. Die Frau tat dies, als die Beamten am Donnerstag bei ihr anfragten.

Zu der Festnahme von Bernhard R. war es gekommen, nachdem dieser dem Wirt einer Pizzeria erzählt hatte, in einer Wohnung in der Hauptstraße 20 liege ein Toter. Der Mann heiße Dieter K. und sei von Türken ermordet worden. Nach anfänglichem Leugnen gab der Klavierlehrer zu, seinen arbeitslosen Nachbarn erwürgt zu haben, als dieser sich eine Zigarette anzünden wollte. Um die Seele von Dieter K. zu „erlösen“ habe er dem Toten einen Schraubenzieher in den Kopf gerammt.

Später gestand Bernhard B. auch, seine frühere Klavierschülerin Michaela M. ermordet und den Kopf der Leiche abgetrennt zu haben. Michaela M. hatte ihren später Mörder durch eine Annonce kennengelernt. Aus dem Klavier- Unterricht entwickelte sich eine engere, etwa ein Jahr währende Beziehung. Dann trennte sich die Erzieherin vom dem Mann, weil dieser verheiratet war, so die Darstellung der Kripo. Am Tattag lauerte er ihr vor ihrem Wohnhaus in Steglitz auf. Widerwillig nahm sie ihn mit nach oben. Sie habe „schlechte Dinge“ über ihn erzählt, soll Bernhard R. als Tatmotiv gesagt haben. Nachdem er die Frau erwürgt hatte, trennte er mit einem Messer ihren Kopf ab, „um ihre Seele vom Körper zu befreien“, so ein Kripobeamter. Anschließend legte er den Kopf mitten im Grazer Park ab, damit dieser „gesehen“ werde. Bernhard R. hat zwei kleine Kinder. Die Polizei hat seine Unterbringung in eine psychiatrische Anstalt beantragt. Am Fundort des Kopfes demonstrierten am Samstag rund 30 Frauen gegen Männergewalt.

In der Nacht von Freitag zu Samstag tötete ein offenbar geistesgestörter 23jähriger Mann in Reinickendorf seinen 84jährigen Stiefvater. Danach enthauptete er die Leiche und warf den Kopf in das Tegeler Fließ. Als Motiv gab er an, der Stiefvater habe eine „hypnotische Ausstrahlung“ gehabt. Konkrete Hineise, daß er durch Berichte über den Fall der Erzieherin animiert worden war, liegen laut Kripo nicht vor. plu

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