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„Mord, Mord, Mord“

■ Kurt Tucholsky 1920 zum Verbrechen in Mechterstädt

Daß der Mord an den 15 Arbeitern aus Bad Thal Empörung weit über die Grenzen des damaligen deutschen Reiches auslöste, ist unter anderem auch das Verdienst von Kurt Tucholsky. Er schrieb 1920 nicht nur das „Marburger Studentenlied“, in dem er sich sarkastisch und mit bitterer Ironie über das Verbrechen ausließ, sondern nahm auch die Veröffentlichung eines Buches zum Anlaß, sich noch einmal zum Thema zu äußern.

Autor der Publikation Das Studentenkorps Marburg in Thüringen. Ein Kriegstagebuch im Frieden nach Akten zusammengestellt war ein gewisser Karl Schaumlöffel, führendes Mitglied des damaligen Studentenkorps Marburg. Tucholsky schreibt in der mit „Schaumlöffelei“ überschriebenen Rezension:

„Wenn in Deutschland einer etwas versiebt hat, dann kneift er hinterher, schreibt aber seine Memoiren, womit er seine gänzliche Unschuld an dem Malheur dartut, die Gegner beschimpfen und 15 Prozent des Ladenpreises einstecken kann. So auch der cand. med. dent. Karl Schaumlöffel, dem Studentenverein Wingolf angehörig und derweilige 'Stabsfeldwebel‘ des Studentenkorps Marburg. (...) Der Stabsfeldwebel, Zahnarzt und Wingolf-Mann hat umsonst geschrieben. Umsonst Phrasen, Wartburg-Begeisterung und schwarz-rote Gesinnung, die in einem Auszug zur Menschenschlächterei den 'Höhepunkt in dem Wintersemester 1920‘ sieht. Umsonst, Stabsfeldwebel, umsonst! Unser Urteil steht fest. Wir wissen, wie man das Ereignis auf der Chaussee nennt: Mord, Mord, Mord.“

Kurt Tucholsky zitiert aus: Gesammelte Werke in zehn Bänden, hg. von Mary Gerold-Tucholsky, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1975, Band 2, S.395ff.

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