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■ RadiodaysMontag

Als Wölfchen im Schafspelz entpuppt sich der hingehaucht adventliche Titel Ein ganz leises Ave. Denn, kaum reingehört, geht es knallhart zur Sache: Vom Mitläufertum nämlich, dem Stützsockel der Diktatoren, handelt das Hörspiel. Anhand der Parabel vom „dissidentischen“ Sohn, der jüdischen Mutter, dem duckmäusernden Vater im Prag der vierziger Jahre und danach raisonniert Milan Uhde über Psychogramme von Opfern und Tätern. (hr 1, 20.05 Uhr).

Eine weniger konkrete, aber äußerst merkwürdige Form der inneren Emigration ist Thema von Athol Fugards Ein Stall voller Schweine. (BR 2, 20.05 Uhr). Wie so oft brachte eine true story den Stein ins Rollen: Pavel Navrotzky, so informiert die BR-Programmschrift, desertierte im zweiten Weltkrieg von der Sowjetarmee und versteckte sich „einundvierzig Jahre lang in einem Schweinestall“. Ob der Herr tatsächlich all diese Zeit dort ausharrte oder die Zeitangabe doch ein Druckfehler ist? Egal. Was zählt, sind die Gedankenflüge eines Menschen im Dreck. Große Bekenntnisse werden eingeübt, verworfen und rutschen aus im täglichen Kleinkrieg mit den saumäßigen Stallbewohnern.

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