Kommentar: Monopoly
■ Wie eine Stadt verscherbelt wird
Wenn der Chef der Preag zum Plausch beim Bürgermeister ist, dann wollen die Ohren gespitzt sein. Wenn dann auch noch besagten Bürgermeister reichlich Geldsorgen drücken und besagter Chef der Preag mit vielen Geldscheinen wedeln kann, dann ist die Zeit, unruhig auf dem Stühlchen zu ruckeln. Bremen will die BEB teilprivatisieren – Veba/Preag steigen in der ganzen Republik ins heiß umkämpfte Müllgeschäft ein; Bremen ist ein lukrativer Markt für Telekommunikation – die Vebacom wächst langsam zum Branchenführer in Deutschland; Bremen will die Bremische teilprivatisieren, daß die Gewoba zu halten wäre, daran glaubt niemand – die Veba-Immobilien GmbH ist die größte Wohnungseigentümerin der Republik. Man müßte schon ziemlich vernagelt sein, wenn man da keine Zusammenhänge erkennen würde.
Eine Stadt wird verhökert. Müllgebühren, Stromgebühren, Mieten werden schon bald noch stärker und direkter von großen Konzernen abhängen, als sie das ohnehin schon tun. Im Rathaus mag sich mancher einbilden, ein starker Partner biete die einfachste Lösung. So verlockend das sein mag, es wäre die dümmste Lösung. Bremen hat genug leidvolle Erfahrung mit der Abhängigkeit von wenigen großen Betrieben. Wenn die Verkäufe schon nicht zu verhindern sind, dann bitte nicht an nur einen Anbieter. Ein schwacher Senat verliert beim Monopoly. Jochen Grabler
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