: Mongolei im Wattenmeer
■ Absolutes Reisehighlight: Chinesische Journalisten besuchten die Hallig Hooge
Auf Einladung der Hamburger Umweltstiftung Save Our Future (S. O. F.) haben 15 chinesische Journalisten zwischen dem 4. und 18. September Umwelteinrichtungen in Hamburg und drei weiteren Bundesländern besucht. Sie hatten sich einen Reiseplan gewünscht, der ein breites Spektrum abdeckt. So besuchten sie u. a. die Umweltsiedlung Bramwisch, das ökologisch wirtschaftende Gut Wulksfelde und informierten sich an der Rudolf-Steiner-Schule Neuwiedenthal über Umwelterziehung. Und sie fuhren auf die Hallig Hooge. Nachfolgend der Reisebericht.
Hamburg (S. O. F.) – Sie würde sogar als Tellerwäscherin arbeiten, um auf Hallig Hooge bleiben zu können, sagte die Pekinger Journalistin Li Xinling. Und sprach damit ihren Kollegen aus der Seele, die sich vor kurzem auf Einladung der Hamburger Umweltstiftung Save Our Future zwei Wochen lang in Deutschland über vorbildliche Umweltprojekte informierten. Bei der Schutzstation Wattenmeer lernten die Mitglieder von Chinas erster regierungsunabhängiger Umweltschutzorganisation, den Friends of Nature (FON), ein Wochenende lang nicht nur die Gastfreundschaft des Naturschutz-Teams um das ehrenamtlich tätige Ehepaar Gert und Ursula Oetken und das Engagement der Zivildienstleistenden des Wattenmeerhauses kennen und schätzen. Sie sammelten auch Eindrücke und Informationen, die sie in ihrer Arbeit zu Hause bestärkten und inspirierten.
„Hallig Hooge erinnert eindeutig an die Mongolei, nur dass die Graslandschaft nicht von Gebirgszügen, sondern von Meer umgeben ist“, meinte Liang Xlaoyan, eine chinesische Verlegerin, begeistert.
Auf einem ornithologischen Rundgang und einer fünfstündigen Wattwanderung zum Japsand erlebten die FON-Mitglieder eindrucksvoll, wie einzigartig und kostbar der Nationalpark Wattenmeer ist. Schutzstation Wattenmeer und Friends of Nature tauschten aber auch Informationen über die Probleme in den jeweiligen Naturgebieten aus. So waren die Chinesen erstaunt, dass zahlreiche der von ihnen gesammelten Muscheln erst vor wenigen Jahren über das Ballastwasser großer Schiffe aus Amerika ihren Weg ins Watt fanden, während einheimische Arten, wie die Europäische Auster, bereits vor 70 Jahren der Überfischung zum Opfer fielen.
„In China stehen wir vor massiven Umweltproblemen“, berichtete Delegationsleiter Liu Bing, Gründungsmitglied der FON und Professor an der Universität Peking. „Bei uns steht der wirtschaftliche Aufschwung an erster Stelle. Und der geht stets auf Kosten der Umwelt.“ In Peking sind Luft- und Wasserverschmutzung Probleme, die jeder Einwohner täglich am eigenen Leib erfährt. Trotzdem bildet sich erst langsam ein Umweltbewusstsein heraus. „Wir müssen die Liebe der Menschen zur Natur und ihr Wissen um die Zusammenhänge fördern“, beschreibt Liu Bing die Strategie der Friends of Nature, die sich neben der Umweltbildung auch für Arten- und Naturschutz einsetzen. Deshalb verbrachte Liu Bing auch viel Zeit bei den von der Schutzstation Wattenmeer so interessant gestalteten Aquarien und Wattnachbildungen im Besucherzentrum des Wattenmeerhauses, das mit einfachen Mitteln anschaulich und eindringlich informiert.
Trotz der eindrucksvollen Reisestationen in Hamburg, in den Biosphärenreservaten Schorfheide-Chorin und Mittlere Elbe sowie der Chemiestandort Bitterfeld waren sich die Friends of Nature am Ende ihrer Reise einig: Der Besuch auf Hallig Hooge war das Highlight der Deutschlandvisite. Pressetext von‚/B‘ Save Our Future
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