Mondlandungspläne der NASA: Rakete kommt ins Zittern
Die NASA will das veraltete Space Shuttle durch ein neues Kombivehikel ersetzen. 2015 soll es in den Weltraum fliegen. Nun gibt es nun aber Probleme mit Vibrationen bei seinem Antrieb.
2010 ist es soweit: Dann soll das Space Shuttle, das der NASA bereits seit 1981 für bemannte Trips in den Weltraum dient und nicht mehr als sonderlich zuverlässig gilt, endlich in Rente gehen können. Einen Ersatz gibt es auch schon: Er ist dreistufig angelegt und besteht aus der Rakete "Ares I" und der Crew-Kapsel "Orion", mit der die US-Weltraumbehörde auch wieder Menschen zum Mond aufbrechen lassen möchte. Problematisch ist der Zeitplan. Bei der NASA hofft man, dass das Kombivehikel bis Frühjahr 2015 einsatzbereit ist, um dann wieder Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS zu kutschieren. Das wird derzeit allerdings immer unwahrscheinlicher. Wie die Weltraumbehörde am Freitag mitteilte, existieren beim aktuellen "Ares I"-Ansatz gefährliche Vibrationen beim Antrieb, obwohl sich die neue Rakete noch in einer sehr frühen Design-Phase befindet.
Die erste Stufe der "Ares I" besteht aus Segmenten, deren Gestaltung sich aus dem Design der Feststoffraketen ableitet, die vom Space Shuttle bekannt sind. Durch austretende Gasverwirbelungen beim Verbrennungsprozess kann es zu Vibrationen kommen, die die Kapsel an der Spitze der Rakete zum (Mit-)Schwingen bringen. "Die NASA weiß, dass das ein ernstes Problem ist", sagte Paul Fischbeck, Professor an der Carnegie Mellon University, der die NASA berät. Die Vibrationen könnten die ganze Struktur "auseinander schütteln". Das Problem wurde erst öffentlich, nachdem die Nachrichtenagentur ap und die Fach-Website NASA Watch entsprechende Anfragen gemäß dem amerikanischen Informationsfreiheitsgesetz einreichten.
Vibrationsprobleme wie die der "Ares I" sind in der Raketentechnik eigentlich nichts Ungewöhnliches. Zunächst wies die NASA denn auch Vermutungen zurück, dass sich dadurch die für 2020 geplante Rückkehr zum Mond verschieben könnte. Das aktuelle NASA-Programm kostet 100 Milliarden Dollar und wird seit 2005 verfolgt. Neben "Ares I" ist noch eine zweite, unbemannte Rakete namens "Ares V" geplant, die schwere Lasten tragen kann. Pläne für eine Lösung der aktuellen Schwierigkeiten sollen nun bereits bis März erarbeitet werden. NASA-Direktor Michael Griffin sagte gegenüber ap, er hoffe, niemand sei so fehlinformiert gewesen, um anzunehmen, dass der Bau eines Ersatzes für das Shuttle völlig problemlos verlaufen würde. "Die NASA ist aber bekannt dafür, dass sie technische Herausforderungen meistern kann. Wir sind zuversichtlich, dass das hier auch gelingt."
Die aktuellen Schwierigkeiten wurden vom Entwicklungsteam im Oktober entdeckt, als ein Computermodell der Rakete getestet wurde. Das Aufschaukeln des Schubs erfolgt in einer späten Phase des Abbrennprozesses. Die sich dabei entwickelnden Kräfte könnten Ladung sowie Astronauten an Bord gefährden, heißt es in einem NASA-Statement. Experten der Weltraumbehörde gaben dem Problem eine Gefahrennote von 4 auf einer Skala von 5 - die Dringlichkeit ist also gegeben.
In anderen Bereichen gibt es hingegen gute Nachrichten von der US-Weltraumbehörde. Der NASA-Sonde "Messenger", die den Merkur untersuchen soll, gelang es in der vergangenen Woche erstmals, ein Bild der noch unbekannten Seite des kleinsten Planeten unseres Sonnensystems zu schießen. Die Auflösung aus einer Entfernung von 27.000 Kilometern ist gut - sie geht bis auf Oberflächendetails in einer Größenordnung von 10 Kilometern hinunter. Teile des Planeten, darunter das riesige Einschlagsbecken Caloris, sind erstmals in ihre vollständigen Breite zu sehen. Bilder vom Merkur hatte es zum ersten Mal vor 30 Jahren gegeben, als "Mariner 10", ebenfalls ein NASA-Flugobjekt, vorbeikam. Die Sonde "Messenger" ist seit Sommer 2004. Zwei weitere Vorbeiflüge sind für dieses und nächstes Jahr geplant, bevor "Messenger" im Frühjahr 2011 schließlich in eine Merkur-Umlaufbahn eintritt.
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