piwik no script img

Mond verfinsterte Sonne...

■ ... und Werder verfinsterte Schalke beim 3:0 - teilweise findet Otmar Willi Weber

„Man kann auch verlieren, wenn man gut spielt.“ Diese Worte von Schalkes Coach Huub Stevens zur Presse erinnerten die Bremer daran, daß sie ähnliches vor nicht allzu langer Zeit von einem Herrn de Mos öfter zu hören kriegten, als ihnen lieb war.

Allerdings: Die Ausgangsposition von Huub Stevens ist eine andere als die von Aad de Mos. Der sollte eine überalterte, vor dem Umbruch stehende Mannschaft auf internationalem Niveau halten, Stevens soll eine fürs Internationale qualifizierte Mannschaft vor dem Einbruch bewahren. Das wird schwer fallen, denn Schalke war zwar in der ersten Hälfte die Mannschaft mit der solideren Grundorganisation und mit mehr Bewegung nach vorn, aber nach dem glücklichen Elfmetertor des müden Andreas Herzog eigentlich schon auf der Verliererstraße.

Hätte Schalke zwei Antreiber von der Sorte Anderbrügge, dann hätte es für Werder gefährlich werden können, so aber reichte eine ordentliche Abwehrleistung, um Reck vor einem Gegentor zu bewahren. Dazu trug Michael Schulz bei, der seinen langen Schatten fast komplett über Schalkes Max warf. Aber der Hauptverdienst am „zu Null“ gehört Heimo Pfeifenberger. Er beherrschte den bulligen Youri Mulder jederzeit, und der Beobachter fragt sich, warum dieser Mann jemals als Stürmer eingestuft und eingekauft wurde. Nun kommt ja der Norweger Harvard Flo und der wird Trainer Dörner ein Denkproblem bereiten: Wozu braucht man Flo, wenn Marco Bode offensiv neben Bruno Labbadia so vorzüglich und erfolgreich funktioniert. Zweimal nutzte Bode Schalker Schwächen eiskalt und reaktionsschnell. Erst übernahm er dankend Linkes verunglückte Rückgabe und dann war er nach Wiedeners Schuß (übrigens dessen einzige akzeptable Offensivleistung) in bester Abstaubermanier zur Stelle und nickte den von Lehmann zu schwach gefausteten Ball ins Netz.

Muß Bode nun, nur wegen Norwegens Sturm-Flo, wieder in die Abwehrkette, fragte der Weser-Reporter Globisch. Und Dixie Dörner reagierte ungewohnt humorvoll: „Dann spielt Flo eben in der Abwehr!“ Oder aber er sitzt auf der Bank, und das ist ja auch wichtig, denn der Blick auf den Bremer Ersatzkader offenbart Werders derzeit größte Schwäche: das Personal der zweiten Reihe. Ach, könnte man doch die Dortmunder- oder Bayernreserve nur übernehmen, dann wäre ein UEFA-Cup-Platz durchaus in Reichweite.

Wer aber Sonnabend im Weserstadion die jeweilige Vereinsbrille mal kurz absetzte, der konnte feststellen: Fürs Internationale reicht es bei Werder noch nicht und bei Schalke noch lange nicht. Die 34.719 Zuschauer sahen im Stadion ein mittelmäßiges Bundesligaspiel, das seine Besonderheit darin fand, daß sich außerhalb des Stadions der Mond kurzfristig vor die Sonne schob.

Übrigens ein Stadion, das von Heimspiel zu Heimspiel schöner und am Ende des Umbaus eine ganz prima Spielstätte wird, wenn sich Willi Lemke dazu hinreißen läßt, die Stadionuhr auszuwechseln. Zwar weiß der Berichterstatter, daß Andreas Herzog seinen Elfmeternachschuß bei 17 Grad, Bode seinen Kopfball dann schon bei 18 Grad Außentemperatur versenkt hat, aber in welcher Minute, darauf muß man ewig warten, bis die Anzeige sich mal wieder bequemt, von Temperatur- auf Zeitanzeige umzuspringen.

Unser Tip: wenn zu geizig für den Uhrenwechsel, dann mit dem Anpfiff auf der Super-Duper-Anzeigentafel die laufende Spielzeit einblenden. Das schafft sogar das ZDF (Tip für Willi: mal links oben auf's Fernsehbild gucken, es lohnt sich).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen