: Moloch-Uni München
Ein Ranking zeigt: München hat die beiden besten Unis. Nun sollen sie fusioniert werden. Die SPD protestiert
MÜNCHEN taz ■ Sie sind hoch gerühmt und dennoch umstritten: Im gestern veröffentlichten Hochschul-Ranking des Magazins Focus landen die beiden Münchner Unis auf Platz 1 und 2. Wenn es nach der bayerischen Staatsregierung und dem Rektor der Technischen Universität geht, soll es diese Konkurrenz um die akademische Krone bald nicht mehr geben. Ihr Plan: Die Technische Universität (TU) und die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) sollen zur „University of Munich“ fusionieren.
In der vergangenen Woche legte eine Kommission aus dem Hause des Wissenschaftsministers Thomas Goppel (CSU) ein entsprechendes Papier vor, dessen weitgehendes „Integrationskonzept“ der LMU-Chef Bernd Huber jedoch ablehnt.
Die Expertenrunde hält eine Fusion der beiden Unis für die einzig richtige Antwort auf die heutzutage geforderte „flexible Verbindung fachlicher Kompetenzen“. Nur so komme man etwa in den Material- oder Biowissenschaften dauerhaft in die Weltspitze, glaubt die Kommission, zu der auch der ehemalige Standford-Präsident Gerhard Casper und BMW-Aufsichtsratschef Joachim Milberg gehören. Bisher gibt es in München etwa in der Medizin, der Mathematik und den Naturwissenschaften Doppelangebote.
Mit der Zusammenlegung soll der Hochschulstandort München in die weltweiten Top 10 katapultiert werden. Schon jetzt führen die TU mit 64 Punkten und die LMU mit 60 Punkten mit weitem Abstand die bundesdeutsche Focus-Hitliste an. Der Rest der Republik muss sich damit bescheiden, durchschnittlich 30 der 100 Bewertungseinheiten zu erreichen.
LMU-Rektor Bernd Huber glaubt jedoch nicht, dass die Fusionspläne die akademische Leistung verbessern werden: „Wir können es uns nicht leisten, die Reputation einer unserer Münchner Universitäten aufs Spiel zu setzen.“ Konkurrenz belebe das Geschäft, Ziel müsse die „koordinierte Zusammenarbeit“ sein, also die Bildung von „Schools“ in bestimmten Fachgebieten.
Rückendeckung erhält Huber vom bayerischen SPD-Chef Franz Maget, der zugleich Mitglied des LMU-Kuratoriums ist: Bei einer Fusion entstünde „eine Moloch-Uni“ mit 70.000 Studenten.
TU-Chef Wolfgang Herrmann ärgert sich dagegen über die Zögerlichkeit seines Kollegen. „Lieber Bernd, wir waren schon darin einig, dem Staat die Gründung einer neuen Uni vorzuschlagen“, entgegnete er dem LMU-Mann jüngst in einem Zeitungsinterview.
MAX HÄGLER