Moderator Tobi Schlegel: "Dahin, wo's weh tut!"
Tobias Schlegl (29) moderiert ab Donnerstag das Satiremagazin "extra 3". Aber kann der Ex-Viva-Mann und nette Junge vom Dienst überhaupt bissig sein?
taz: Herr Schlegl, Sie waren lange Zeit der nette Junge vom Musikfernsehen, jetzt moderieren Sie eine Satiresendung mit politischem Anspruch. Können Sie bissig sein?
Tobias Schlegl: Ich glaube und hoffe, dass ich dieses Schwiegersohn-Image niemals hatte. Gerade bei Viva - nicht in der Anfangszeit, aber mit meiner eigenen Sendung waren wir sehr böse. Einmal habe ich die Bodyguards von Hans-Dieter Genscher ausgetrickst, weil ich unbedingt mit ihm "Hoch auf dem gelben Wagen singen wollte". Die Tendenz zur Rampensau war schon immer da.
Wird "extra 3" nun zu einer Personality-Show, "Jetzt gibt's Schlegl!", wie der NDR wirbt?
Nein, der politische Anspruch bleibt bestehen. Ich habe schon lange den Wunsch, ein politisches Aktionsformat im Fernsehen zu machen, wo man Politikern die Köpfe waschen kann. Und "extra 3" hat auch diese Weltrevolutionsattitüde: Wir wollen dahin, wo's weh tut.
Mit dem Aktionsformat wollten Sie doch vor allem die Jungen ansprechen - sollen Sie die nun zu "extra 3" lotsen?
Der Altersdurchschnitt unserer Zuschauer ist erstaunlich hoch, das stimmt. Aber der NDR, dem man vielleicht einiges ankreiden kann, ist mit diesem Generationswechsel mutig. Sie wählen einen Moderator, der jünger ist als das Format...
... so werden Sie ja gleich auch vermarktet ...
Das war mein erster Satz beim Casting, den haben sie geklaut. "Skandal beim NDR: zum ersten Mal ist der Moderator jünger als das Format". Der ist jetzt in der Pressemitteilung gelandet. Wer hätte das gedacht.
Hat der skandalöse Moderator einen Wunschgast für die erste Sendung?
Ich wünsche mir Herrn Bosbach und ich bekomme Wolfgang Bosbach.
Warum der stellvertretende Vorsitzende von CSU/CDU?
Ganz ehrlich: Er war nicht mein Wunschgast. Aber je größer die Namen, desto besser. Ich war immer der Verfechter des Mottos: keine Angst vor hohen Tieren. Man muss sie nur anders angreifen, mit unerwarteten Themen bombadieren. Und Herr Bosbach war der erste, der zugesagt hat. Die darauffolgende Woche kommt Heiner Geissler.
Der ist doch nett und lieb geworden als Attac-Mitglied?
Stimmt, den kann man gar nicht mehr so richtig verpflichten, da erzählen wir wahrscheinlich vom Krieg. Ansonsten sind für die Sendung Politiker wichtig, die man verantwortlich machen kann. Und von Herrn Bosbach will ich einiges wissen...
Was denn? - Okay, Ihrem Seufzer nach zu urteilen, dürfen Sie das nicht verraten?
Eigentlich nein, weil der Herr Bosbach das sicherlich mitkriegen würde. Auf jeden Fall werden wir über Rechtsradikalismus, NPD, Mügeln und schwarze Sau bzw. schwule Sau reden, das greift ja alles ineinander.
Falls die politische Lage solche Skandale nicht hergibt, haben Sie angekündigt, selbst für Skandale zu sorgen. Welche liegen in der Schublade?
Jaa, da gibt es welche, die ich aber auch nicht verrate.
Das ist ja schlimmer als beim BND...
Man darf sich das so vorstellen: Wir nehmen die Wirklichkeit als Satire und setzen noch einen drauf. Künftig werden wir zum Beispiel die PolitikerInnen vor Ort abfangen, wenn Sie nicht zu uns ins Studio kommen. Dafür haben wir ein mobiles Studio gebaut.
Also Eklat statt Skandal?
Ja. Wir wollen für Aufruhr sorgen und vielleicht mal wieder die Weltmeisterschaft nach Deutschland holen.
Weitere Ziele?
Selbstverständlich möchte ich, dass das Wehklagen groß ist bei den Fans, wenn ich in zehn Jahren gehe.
Und danach übernehmen Sie das heute-Journal, wie der ehemalige "extra 3"- Moderator Wolf von Lojewski?
Nee, dann übernehme ich die NDR-Talkshow, mit Olivia Jones.
INTERVIEW: SUSANNE LANG
extra 3: NDR, 23 Uhr
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