■ Moneta: Mix it, Baby!
Wachstum gegen Substanz. Growth contra value. Investmentstrategien, hinter denen sich grundverschiedene Ansätze verbergen oder Schlagworte, hinter denen ein schwammig definierter Glaubenskrieg ausgetragen wird? Da der „Neue Markt“ landläufig vielfach als „Wachstumsbörse“ bezeichnet wurde, vermuten die einen zur Zeit am ehesten Zockeraktien, die tief fallen können, unter dem Stichwort Wachstum. Da die Value-Aktien während des Technologiedebakels an den Börsen weniger tief fielen, werden auf dieser Seite eher „sichere“ Aktien vermutet.
Es ist gerade ein Jahr her, da wurde mit den Wachstumstiteln aus der New Economy überdurchschnittlicher Gewinn assoziiert, denen gegenüber die Aktien der traditionellen Unternehmen aus der Old Economy wie Schlaftabletten wirkten. Substanz schön und gut, aber offensichtlich nicht gefragt.
Die Wachstumsfonds zeichnen sich seit jeher durch ein höheres Risiko bei höherem Potential aus. Hier spielt viel Phantasie auf künftige Erträge eine Rolle. Valuefonds zeigen selten spektakuläre Ergebnisse, stürzen dafür i.d.R. auch nicht so tief. Die „Volatilität“, das Schwankungspotential, ist also geringer.
Eine eher konservativ ausgerichtete Anlegerin hörte man 1999 fragen: „Warum hat mein Aktienfonds eigentlich nur 20 Prozent Wertsteigerung gemacht?“; während man heute die eher spekulativ ausgerichteten Anlegerinnen hört: „Warum ist mein Aktienfonds eigentlich so stark gefallen? Andere Fonds haben nur 10 Prozent Verlust.“
Wir haben am Aktienmarkt das heftigste Wechselbad der Nachkriegsgeschichte hinter uns. Für alle diejenigen bitter, die erst im letzten Jahr eingestiegen sind. Aber wenn wir etwas daraus lernen konnten, dann: Diversifikation ist Trumpf. Streue Dein Depot so breit wie nur möglich.
Wer sich heute von Fondsgesellschaften, Banken oder Presse dazu verleiten lässt, den Schwerpunkt auf „Value“ zu setzen – im Glauben, damit auf der sicheren Seite zu sein – könnte bald sein blaues Wunder erleben. Denn die Überbewertung der Wachstumswerte dürfte abgebaut sein, während die Unterbewertung der Substanztitel längst Schnee von gestern ist.
Der richtige Mix machts halt! Susanne Kazemieh
Die Kolumnistin ist Finanzmaklerin und Gründerin der FrauenFinanzGruppe, Schrammsweg 15, 20249 Hamburg, Tel.: 4607 3337, eMail: Info@FrauenFinanzGruppe.de
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