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■ Mit Windows 95 auf du und duMitternachtseuphorie

Redmond (dpa/taz) – Es war wie bei der deutschen Währungsunion auf dem Alexanderplatz. Mit einem Kundenansturm um Mitternacht auf große Computerläden begann in den USA die Markteinführung des neuen Betriebssystems Windows 95 für Personal Computer. Der Wechsel auf Windows 95 wird nach Schätzungen von Industrieexperten in den kommenden zwölf Monaten weltweit eine Investitionslawine von rund 20 Milliarden US-Dollar (rund 30 Milliarden Mark) für neue Hard- und Software auslösen.

Windows 95 ersetzt die Microsoft-Programme DOS und Windows 3.1, die einen Marktanteil von rund 80 Prozent bei den etwa 100 Millionen existierenden PCs weltweit haben. Windows 95 ist ein Betriebssystem, das zentrale Funktionen eines PC steuert. Das Debüt der neuen Software war in den letzten zwei Jahren immer wieder verschoben worden.

Werben wird Microsoft für sein neues Programm mit dem Stones-Song „Start me up“. Für angeblich zwölf Millionen Dollar war es der Firma gelungen, erstmals die Rechte an dem Song von Jagger und Richards für Werbezwecke zu kaufen. Eine großangelegte „Geburtstagsfeier“, die Firmenchef Bill Gates zusammen mit dem populären amerikanischen NBC- Talkmaster Jay Leno live gestaltete, war gleichzeitig Start einer weltweiten Werbekampagne für Windows 95. Benutzer des globalen Computernetzwerks Internet konnten sich vergangene Woche Höhepunkte der Feier im Word Wide Web (http: //www.windows.microsoft.com) ansehen.

In Deutschland wird das neue Betriebssystem ab 5. September verkauft. Während ein Umstieg von Windows 3.1 auf Windows 95 in den USA für rund 90 US-Dollar (ca. 140 Mark) zu haben sein wird, müssen in Deutschland die Microsoft-Kunden für ein „Upgrade“ auf die deutschsprachige Version knapp 200 Mark bezahlen.

Mit dem Debüt von Windows 95 kommt auch der neue Online-Dienst Microsoft Network (MSN) auf den Markt, der allerdings noch Gegenstand eines Rechtsstreits zwischen der Microsoft Corp. und den amerikanischen Kartellbehörden ist. Kritisiert wird die Bündelung des Datendienstes mit dem Betriebssystem Windows 95, die Microsoft-Konkurrenten benachteilige. MSN ist in Europa durchschnittlich doppelt so teuer wie in den USA, wo der Dienst für 4,95 US-Dollar im Monat angeboten wird.

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