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Mittelmaß

■ Christa Thoben unterliegt bei Fraktionswahl NRW–CDU

Die Entscheidung der Düsseldorfer Landtagsfraktion der nordrhein–westfälischen CDU war schon vor der Wahl des neuen Fraktionsvorsitzenden Worms gefallen. Es brauchte nicht mehr lange diskutiert werden. Christa Thoben hatte sich, so die eiligen Interpreten ihrer Niederlage, schon vorher jeglicher Chance beraubt. Anlaß für die Disziplinierung durch die Mehrheitsfraktion war ein Interview, in dem sie die CDU–typische Ausgrenzung der Grünen durchbrach. Dabei hatte sie mehr als vorsichtig an ein Tabu gerührt, daß bei Schwarzen wie Grünen noch zur parteiamtlichen Identität gehört: die gegenseitige Ignoranz. Der vordergründige und taktische Streit um Interviewpassagen, den auch ihr Mentor Biedenkopf schon über sich ergehen lassen mußte, verdeckt hingegen die eigentliche Auseinandersetzung. Für einen Teil der klügeren Köpfe der CDU ist Modernisierung eben mehr als der Erhalt der Konkurrenzfähigkeit deutscher Wirtschaft auf dem Weltmarkt. Vor allem ihnen wurde mit der Absage an Christa Thoben die Quittung erteilt. Unverschuldet allerdings nicht. Die „tobenden Biedenköpfe“ haben es immer wieder geschafft, kaum ein Fettnäpfchen auszulassen, so daß oftmals selbst die Diskussionswilligen wie vor dem Kopf geschlagen waren. Es fehlt an einer Strategie, ihre Politik auch innerhalb der Partei mehrheitsfähig zu machen. Den Betonierern spielten sie damit in die Hände. Also wird weiter auf Mittelmaß und Gottvertrauen des Kohl–Ablegers Worms gebaut und ein Ende der lästigen Debatten erhofft. Die SPD zeigte sich über Worms Wahl zu Recht erfreut. Von dem gemütlichen Rheinländer sind keine Attacken zu erwarten. Benedict Maria Mülder

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