■ Mit der Holzmann-Sanierung auf Du und Du: Das Hauen beginnt
Frankfurt/Main (AP/taz) – Während Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sich am Wochenende auch in Parteikreisen noch einmal Lob für seine Rettungsaktion für den angeschlagenen Baukonzern Philipp Holzmann AG abholte, ist das Hauen und Stechen dort bereits in vollem Gange. Und zwar nicht nur im Unternehmen, wo die Frage noch längst nicht geklärt scheint, wer an der vorübergehenden Pleite des Unternehmens die Schuld trägt. Auch in der Baubranche soll sich der Konzern wieder bei der Konkurrenz zurückgemeldet haben. Angeblich, indem er das Sanierungskonzept zum Lohndumping ausnutzt.
Nach dem Rücktritt von Finanzvorstand Rainer Klee verstärkt sich der Druck auf andere führende Manager, Neben Vorstandschef Heinrich Binder ist am Wochenende auch der für das Inlandsgeschäft zuständige Johannes Ohlinger ins Gespräch geraten. Beide sollen bereits im März von einer Überbewertung der Holzmann-Immobilien um 554 bis 887 Millionen Mark gewusst haben, obwohl sie noch vor wenigen Tagen beteuert hatten, von den Zahlen überrascht worden zu sein. Das geht laut Spiegel aus einem Strategiepapier der Investmentbank Morgan Stanley für den Holzmann-Vorstand hervor. Der Aufsichtsrat soll allerdings nicht informiert gewesen sein. Das betonte auch Aufsichtsratschef Carl von Boehm-Bezing am Sonntag noch einmal. Er erklärte, er habe das Unternehmen „nachhaltig durchforstet“, als er vor zwei Jahren den Vorsitz übernommen hatte. Eine überzeugende Erklärung, wieso die Fakten an ihm vorbeigegangen seien, hatte er aber nicht.
Zugleich berichtet die B.Z., dass Holzmann sein Angebot für einen Hochhausbau in Frankfurt am Main nach der überraschenden Rettung im Bereich der Lohnkosten um exakt die sechs Prozent nachgebessert haben soll, auf die die Belegschaft verzichtet hat. Konkurrenten seien empört über dieses mögliche Preisdumping.
Dementsprechend erneuerte auch Commerzbank-Chef Martin Kohlhaussen seine Kritik. Da Holzmann dank billigerer Löhne billiger anbieten könne, gerate der Wettbewerb aus den Fugen. Das Engagement der Banken sei ein „gefährliches Präjudiz“ für Mittelständler mit ähnlichen Problemen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen