■ Mit Stahlwerk-Recycling auf du und du: Manila–Rheinhausen
Manila (IPS) – Die private philippinische Firmengruppe Jacinto steht in Verhandlungen mit den deutschen Stahlunternehmen Krupp-Hoesch und Mannesmann über den Kauf der Stahlhütte Rheinhausen. Für 1,21 Milliarden Mark, einem Zehntel der ursprünglichen Baukosten, soll das Stahlwerk im Ruhrgebiet abgebaut, auf die Philippinen verfrachtet und dort wieder aufgebaut werden. Der Direktor des Krupp- Hoesch-Büros in Manila, Günther Bernold, sagte, daß der Abbau des Werkes Mitte des Jahres beginnen könne. Mit dem Second-Hand-Stahlwerk hofft Manila in vier bis fünf Jahren Mitglied im Club der asiatischen Produzenten von Qualitätsstahl zu werden. Dazu zählen bislang Japan, Südkorea und China.
Seit einigen Jahren kauft China ganze Produktionsanlagen. „Europa ist ein Einkaufsparadies für aufgelassene Fabriken“, sagte ein philippinischer Regierungsvertreter.
Ob die Philippinen mit dem Stahlwerk glücklich werden, bezweifeln Fachleute jedoch. Technik aus zweiter Hand lohne sich meist nicht. Solange die Fabrik nicht auf dem letzten Stand sei – und dies bedeute die Ausrüstung mit Lichtbogen- Schmelzöfen und Bandstraßen für Endlos-Stahl – sei das Werk im Weltvergleich nicht konkurrenzfähig, meinte der Industrie- Experte Douglas Lamont. Er nannte als Beispiel für einen Fehlschlag beim Ankauf veralteter Technologie die Produktion des VW-Käfers in Mexiko: Zu dem Zeitpunkt, als sie die Technologie zur Fertigung des Autos erworben habe, sei der mexikanischen Regierung nicht bekanntgewesen, daß VW die Käferproduktion stoppen wollte. Eine technologische Weiterentwicklung des Käfers war nicht mehr möglich. Auch habe Mexiko nicht gewußt, daß die USA schärfere Abgasnormen planten, die der Käfer nicht erfüllen konnte. Der riesige US- Markt sei damit versperrt gewesen. Ramon Isberto
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