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Mit Olympia in die Zeitenwende

■ Landesregierung beschloß Bewerbung um Olympische Spiele 2000/ AL-Senatorinnen enthielten sich/ Olympiabüro legte Konzept vor

Berlin. Mit Volldampf ins Jahr 2000: In seiner gestrigen Sitzung beschloß der Magi-Senat, der sich seit gestern Berliner Landesregierung nennt, sich offiziell um die Austragung der 27. Olympischen Spiele zu bewerben — ohne die Zustimmung der AL-Senatorinnen. Bei der Zeitenwende im Jahr 2000, einer »magischen Jahreszahl«, sei es etwas ganz Besonderes, die Spiele auszutragen, heißt es in einer Presseerklärung der Regierung. »Das Rennen um Olympia 2000 ist eröffnet, und Berlin will seine Chance nutzen«, erklärte der Regierende Bürgermeister Momper.

Das Olympiabüro hat gestern sein Konzept für die Bewerbung vorgelegt, das die Standortverteilung der Spielstätten, ein Verkehrs- und Marketingkonzept sowie ein Vorprogramm für die Begleitenveranstaltungen enthält. Mittelpunkt und Symbol der Spiele soll das Brandenburger Tor sein. Im gesamten Innenstadtbereich von Ruhleben bis nach Rummelsburg sollen in einem Umkreis von acht bis zehn Kilometern um das Tor die Spiel- und Wohnstätten liegen. Die Planung entspricht im wesentlichen den Entwürfen, über die die taz schon Ende August berichtet hatte. Das Olympische Dorf soll teils in Ruhleben, teils an der Rummelsburger Bucht errichtet werden. Verbunden werden sollen diese beiden äußersten Punkte durch den sogenannten Olympiaexpreß, eine Schnellbahn, die auf dem nördlichen Teil des S-Bahn-Rings fahren soll.

Alle wichtigen Veranstaltungsorte sollen in unmittelbarer Nähe dieser Trasse liegen. Im Westen werden vor allem Olympiastadion, Deutschlandhalle und Eissporthalle genutzt werden. Ein gewaltiges Investitionsprogramm ist vor allem für den Ostteil der Stadt geplant: Dort soll am Stadion der Weltjugend die Olympiahalle als Mehrzweckhalle gebaut werden, daneben eine Sporthalle im Jahnpark, eine Schwimmhalle am Friesenstadion und eine Radsporthalle am Platz der heutigen Werner- Seelenbinder-Halle.

Neben dem Gewinn an Sportstätten und Grünflächen erhofft sich die Berliner Landesregierung einen gewaltigen Investitions- und Wohnungsbauschub, der vor allem den Rückstand des Ostens beseitigen soll. Marode Altbaugebiete im Osten sollen ökologisch saniert und der öffentliche Nahverkehr erheblich ausgebaut werden. Genaue Zahlen über die Kosten gibt es bislang aber nicht. Zum ersten Mal war gestern davon die Rede, daß ein Milliardenüberschuß bei den Spielen zu erwarten sei. Man rechne mit Einnahmen von knapp vier Milliarden Mark, so Momper, die Investitionen würden aber lediglich auf 1,5 Milliarden geschätzt. Nicht einbezogen sind die Investitionen in die Infrastruktur: Zwei Milliarden soll der Bau der Sportstätten kosten, drei bis vier Milliarden Mark der Wohnungsbau.

Sichtlich verärgert zeigte sich Momper über das Abstimmungsverhalten der AL: Die beiden bei der Sitzung anwesenden Senatorinnen Schreyer und Volkholz hatten sich der Stimme enthalten, weil die Finanzierung zu unklar sei und sie grundsätzliche Bedenken gegen die Art des Bewerbungsverfahrens hätten. Momper warf ihnen vor, sich aus der politischen Verantwortung zu stehlen, da es von ihrer Seite keine inhaltlichen Bedenken mehr gebe. Die verantwortliche Schulsenatorin sehe es lieber, wenn eine Entscheidung über die Bewerbung erst vom neuen Gesamtberliner Parlament getroffen würde. Der Beschluß wird dennoch in beiden Berliner Parlamenten abgestimmt werden, eine Mehrheit von SPD und CDU gilt als sicher. kd

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