Mit Molotow-Cocktail ins Gymnasium: Polizei verhört Täterin nach Amokalarm
Eine Teenagerin hantierte mit Molotow-Cocktails im Klo ihrer Schule und verletzte eine Mitschülerin, die sie dort überrascht. Die Täterin floh. Nach einer Großfahndung stellte sie sich der Polizei.
SANKT AUGUSTIN ap/dpa Die 16jährige Schülerin, die am Montag mit Gaspistole und Molotow-Cocktails in ihr Gymnasium marschiert war, hat sich nach der Großfahndung der Polizei am Montagabend gegen 23 Uhr am Kölner Hauptbahnhof gestellt. Seitdem ist sie in der Obhut der Polizei.
Die Schülerin soll möglicherweise einen Brandanschlag auf ihre Schule in Sankt Augustin geplant haben. Offenbar war sie von einer 17jährigen Mitschülerin auf der Mädchentoilette des Albert-Einstein-Gymnasium bei der Vorbereitungen für die Tat überrascht worden.
Daraufhin attackierte sie die 17jährige mit einem Messer und schnitt ihr den Daumen ab. Anschließend flüchtete die Täterin. In der Toilette fand die Polizei später einen Rucksack mit mehreren Molotow-Cocktails, einer Gaspistole und einem Brief.
Die Schulleitung hatte Amokalarm ausgelöst und die Polizei informiert. Diese zog ein großes Aufgebot vor der Schule zusammen, darunter Spezialkräfte und Sondereinsatz-Kommandos, die für Amokläufe ausgebildet sind. Alle Klassen mussten sich in ihren Zimmern einschließen und auf die Spezialkräfte bis zur Evakuierung warten.
Täterin hatte offenbar Selbstmordgedanken
Vor den mutmaßlichen Anschlagsplanungen auf ihre Schule hat die 16jährige Gymnasiastin offenbar mit Selbstmordgedanken gespielt. Darauf habe es in der vergangenen Woche vage Hinweise durch ihre Mitschüler gegeben, sagte die Leiterin des Gymnasiums, Annemarie Wähner, am Dienstag. Der schulpsychologische Dienst sei aber nicht von einer Gefahr für andere ausgegangen.
Noch am Tattag hätte die 16jährige eigentlich ein Gespräch mit einer Vertrauenslehrerin führen sollen, erklärte das Schulministerium. Das Gespräch sei nicht sofort nach den angeblichen Selbstmordäußerungen angesetzt worden, da man bei diesem Thema sehr sensibel vorgehen müsse, sagte Schulministerin Barbara Sommer.
Über die Hintergründe für den offenbar geplanten Brandanschlag herrschte auch am Dienstag noch Unklarheit. Die Schulleiterin erklärte, die Mädchen sei eine "an sich gute Schülerin". Sommer forderte, bei den bereits getroffenen Maßnahmen gegen Amokläufe an deutschen Schulen auch die Mädchen stärker im Blick zu halten. Hier müsste das Täterprofil erweitert werden.
Laut Staatsanwaltschaft wurde die Gymnasiastin weiter vernommen. Erst wenn der Sachverhalt vollständig aufgeklärt sei, werde eine abschließende juristische Bewertung vorgenommen. Weitere Einzelheiten wollte der Sprecher im Laufe des Tages mitteilen.
Zunächst fälschlicherweise Feueralarm ausgelöst
Bekannt wurde auch, dass nach der Messerattacke auf die 17jährige in der Schule zunächst Feuer- statt Amokalarm ausgelöst worden war. Die Schüler seien daraufhin erst einmal auf die Flure gerannt, statt sich in ihren Klassen zu verbarrikadieren, sagte Schülervertreter Christian von den Driesch.
"Schließlich kam aber die Ansage, dass die Klassen abgeschlossen werden sollen", sagte der 18-Jährige. Panik habe es nicht gegeben, aber "es war eine Erfahrung, die ich hoffentlich nicht mehr wieder machen muss". Spezialeinsatzkräfte hatten die rund 800 Schüler am Montag in einer Turnhalle in Sicherheit gebracht.
Um eine schnellstmögliche Rückkehr zur Normalität zu ermöglichen, hat der Unterricht an der Schule bereits wieder begonnen. 40 Schulpsychologen, Theologen und Notfallseelsorger stünden jedoch in den kommenden Tagen für Schüler, Eltern und Lehrer bereit, erklärte der Schuldezernent von St. Augustin, Markus Lübken.
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