: Mit Luftmatratzen gegen Uhl
■ Seit zehn Tagen halten Eltern zwei Schulräume besetzt / Am Donnerstag: Zentrale Demonstration
Die Schule „Schleswiger Straße“ in Walle ist ein großer verschnörkelter Backsteinkomplex - und eine Baustelle. In einem Jahr sollen hierein Jugendmusikschule und Stadtteilbibliothek umziehen. Schon jetzt eingezogen ist die „Akademie für alte Musik“. Ebenfalls eingezogen - allerdings ungebeten - sind 30 Mütter, Kinder und Väter. Seit dem 2. Mai halten sie zwei Räume in dem
Riesengebäude besetzt. Schlafen und leben umschichtig in einem Provisorium aus Luftmatratzen und ausrangierten Stühlen. Sie fordern: „Raum für eine zusätzliche Hortgruppe, für eine Übergangszeit von einem Jahr.“
Vor einem Jahr waren nebenan im Kindertagesheim „Schleswiger Straße“ erstmals Hortkinder abgewiesen worden. Einige Eltern begannen, vorsorglich aktiv
zu werden, weil sie verhindern wollten, daß ihre Kinder ein Jahr später ebenfalls betroffen sein würden. Denn bevorzugt aufgenommen werden in Bremer Horten nur noch Erst- und ZeitklässlerInnen, Dritt-KlässlerInnen fliegen wieder raus, um Jüngeren Platz zu machen.
Die einjährige Rödelei hat den Waller Eltern bisher nicht viel genützt: Ende April bekamen 19
Hortkinder eine Ablehnung. Sprich: Eine ganze Hortgruppe, die maximal 20 Kinder umfaßt, muß draußen bleiben. Die aktiven Eltern bekamen von der Behörde nur die Zusicherung, daß das KTH bereits im Kindergartenjahr 1991/92 mit einem Anbau versehen werde. Wohin aber mit den 19 abgelehnten Kindern in dem einen Übergangsjahr, bis der versprochene Anbau stehen soll? Für die Eltern gab und gibt es da nur eine Lösung: Zwei Räume der großen Schul-Baustelle „Schleswiger Straße“ nebenan müssen abgezweigt werden. Gestern morgen hatten die Eltern Besuch von Sozialsenatorin Sabine Uhl. Deren Behörde hatte die Eltern monatelang auf andere, gar nicht verfügbare Räume verwiesen. Dafür hat sich Uhl's Mitarbeiter Leppin inzwischen bei den Eltern entschuldigt. Auch gestern, so berichten die Eltern, habe Sabine Uhl die naheliegende Forderung „Schleswiger Straße“ nicht unterstützen wollen, sondern verkündet: „Wir werden einen Teufel tun, uns da rein zu hängen.“ Denn für das Schulgebäude sei nicht sie, sondern Bildungssenator Scherf zuständig. Und mit dem sollten die Eltern selbst verhandeln.
Die Eltern rufen auf, am Donnerstag, den 17. Mai, zu demonstrieren. Ihr Motto: „4.000 Kinder steh'n im Regen.“
B.D.
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