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Mit John Cage rein ins Vergnügen

■ „Von wegen Singen“: Absurde Töne mit Sabine Mariss und Thorge Müller

„Nachdem ich das erste Mal Klassik öffentlich gesungen habe, war meine Frage klar: welches Mosaik ist eigentlich mit meinem künstlerischen Lebensweg entstanden, wo stehe ich, wie geht–s weiter?“ beschreibt die Bremer Sängerin Sabine Mariss den Ausgangspunkt ihres „absurden Musiktheaters“ „Von wegen Singen“. Damit ihre innere Notwendigkeit, eine theatralische Gestalt für die künstlerische Standortsuche zu finden, nicht in einer privatistischen Psychologie endet, war ihr schnell klar, daß sie diese Suche nur mit einer Distanz schaffenden Regie bewältigen konnte. Ihre Wahl fiel auf Barbara Theobald.

Sabine Mariss konnte sich als Jugendliche mit ihrer Klarinette noch nicht einmal beim Einspielen von Noten lösen, später studierte sie klassischen Gesang, noch später indischen, dazu Jazz und Improvisation. Sie suchte zunehmend Kreativität und Selbstausdruck und präsentiert an diesem Abend die Gesamtheit ihrer künstlerischen Ausbildung, die sie unter das Motto von John Cage gestellt hat: „Wir gelangen nirgendwo hin, und das ist ein Vergnügen“.

Klassische und romantische Arien werden also ebenso zu hören sein wie indischer Gesang, Jazz und auch Improvisiertes. „Es wäre natürlich toll, wenn wir den Aspekt der Suche auch auf das Publikum übertragen können“, sagt Sabine Mariss, „wir können und wollen keine Antworten geben.“

Eine entscheidende Rolle spielt dabei der Bremer Pianist Thorge Müller. Es war ziemlich schnell klar, „daß wir den Pianisten nicht als Begleiter funktionalisieren können, sondern er ist eine eigene Figur, die mir folgt oder Gegenakzente setzt“. Und Thorge Müller, der seinerseits voller Fragen an die traditionellen Konzertformen ist, sagt: „Mich interessierte vor allem, was passiert eigentlich zwischen Theaterspielen und Musikmachen?“

Für die Gesamtkonzeption hilft Sabine Mariss, neben ihrer „Lust am Absurden“, der berühmte „Silence“-Text von John Cage, der einen roten Faden liefert, um dieses normalerweise unverbundene Repertoire unter einen Hut zu kriegen.

Ute Schalz-Laurenze

Heute und morgen abend, 20 Uhr, im Schnürschuh-Theater

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