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Mit 50 Sachen im Kreis herum

■ Bremens erste Hallenbahn für Motorkarts wird morgen eröffnet

Formel-1-Atmosphäre soll bald in einer ehemalige Lagerhalle in der Osterholzer Hans-Bredow-Straße herrschen. Dort wird morgen Bremens erste Indoor-Karting Anlage eingeweiht. Kernstück von „Kart-O-Mania“ ist ein 400 Meter langer, mit Autoreifen begrenzter, Parcours. Bis zu zwanzig gasmotorbetriebene Karts können dort gleichzeitig ihre Runden drehen. Wie in der richtigen Formel-1 gibt es fliegenden Start, Boxenstopps, Bandenwerbung und Zielflaggen.

Daß die Formel-1 als Vorbild der Kart-Anlage dient, hat einen einfachen Grund: Ihr Betreiber, Wido Roessler, fährt selbst in der Formel-1-Europameisterschaft für ältere Modelle. Sein Rennstall sitzt in Großbritannien, wo Roessler auch die Inspiration zu Kart-O-Mania ereilte. Dort sei Kartfahren mit über 200 Bahnen fast schon Breitensport, berichtet er und ist sich sicher, daß er mit seinem Konzept auch in Bremen Erfolg haben wird.

Die Hobby-Rennfahrer erwarten zwölf unterschiedliche Qualifikationen von Trainingsfahrten bis zu richtigen Ausscheidungskämpfen. „Das wird hier keine Mickey Mouse“, meint Roessler, „sondern richtiger Rennsport“. Und der hat seinen Preis: Eine einfache Trainingsfahrt kostet knapp 20 Mark. Wer die Chance auf einen Siegerpokal für ein Auscheidungsrennen erhalten will, zahlt 65 Mark Startgebühr.

Die Fahrer fädeln sich in Ameisenhöhe in das Fahrgestell ein, das nur das nötigste enthält: Gaspedal, Bremse, Steuer und Motor. Der wird mit einer drei-Liter Gasflasche betankt. Gasmotoren sollen nämlich zwanzig mal geringere Rückstände in der Luft erzeugen als Benzinmotoren. Um die Luft in der Halle möglichst sauber zu halten, hat Wido Roessler in eine aufwendige Entlüftungsanlage investiert.

Und das nicht allein, um dem Immissionsschutzgesetz genüge zu tun: „Die meisten Fahrer kommen mit ihrer Freundin oder Ehefrau. Und wenn es denen stinkt, weil sie ständig husten müssen und die Schminke runterläuft, dann gibt es Ärger“. Allerdings werden Frauen nicht nur als Begleiterinnen erwartet. Roessler schätzt den Frauenanteil unter den KundInnen aufgrund seiner Erahrungen in Großbritannien auf 25 Prozent.

Die Sicherheit war, neben der Belüftung, der zweite kritische Punkt bei der Planung der Bremer Kart-Anlage. Roessler hat über 6.000 Autoreifen als Streckenbegrenzung anbringen lassen. Zusätzlich sind 2.000 Leitschienen davor befestigt, weil sonst die Gefahr bestünde, daß die Karts sich bei einer Kollision zwischen den Reifen verhaken und herumgeschleudert werden. Er geht davon aus, daß der Versuch, mit Full-Speed in die Streckenbegrenzung einzuschlagen, keine ernsthaften Verletzungen nach sich ziehen würde. Als Vorbereitung muß jeder Fahrer zuerst einen Schulungsfilm angucken. Und ohne Sicherheitshelm darf niemand an den Start.

Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen: Bei Kindern im Cockpit will Roessler die Verantwortung dann doch nicht übernehmen. Sonntags ist Kart für die Kids angesagt. Bevor die Kleinen einsteigen dürfen, müssen die Eltern unterschreiben, daß sie die Haftung übernehmen. Gedrosselt auf 30 km/h, anstatt der üblichen 50 Sachen, dürfen die Kleinen gegeneinander antreten. Eltern, die ihre Kinder nicht in Schumis Fahrwasser sehen wollen, seien gewarnt: So manche Rennfahrerkarriere hat mit Kartfahren angefangen. Beispielsweise die von Wido Roessler. vos

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