: Mit 380.000 Volt durch Berlin
■ Streit um Hochspannungskabel quer durch Berlin/ AL: Der Stromtrasse durch Spandau folgt eine neue Fehlplanung/ Der Bewag-Aufsichtsrat bewilligte 465 Millionen Mark für Spandauer Trasse
Berlin. Der Streit um die Stromtrasse durch Spandau ist kaum beendet, da folgt der Konflikt um ein von der Bewag geplantes Hochspannungskabel zwischen den beiden Berliner Stadthälften. »Eine Fehlplanung zieht die andere nach sich«, hieß das gestern in den Worten von Hartwig Berger, Abgeordneter der Alternativen Liste. In einer Anhörung des parlamentarischen Wirtschaftsausschusses stießen die Argumente aufeinander. Der von der Bewag bestellte Gutachter, der Hannoveraner Professor Funk, verteidigte die Planung der Energieversorgungsgesellschaft. Ein Kabel vom Umspannwerk Mitte im Westteil der Stadt bis nach Neuenhagen im Osten sei billiger und wirtschaftlicher als ein Ausbau des Rings von Hochspannungsleitungen, der sich rund um die Stadt zieht.
Der von der AL geladene Gegengutachter, der Aachener Elektroingenieur Wolfgang Zander, widersprach dieser Einschätzung. Schon aus Umweltgesichtspunkten sei es sinnvoller, die bereits existierende Ringleitung zu modernisieren, als eine völlig neue Kabeltrasse quer durch die Stadt zu graben. Darüber hinaus sei die Modernisierung des Rings, gekoppelt mit kleiner dimensionierten Stichleitungen ins Stadtgebiet, die billigere Lösung. Zander veranschlagte 660 Millionen Mark für dieses Modell. Die Kosten einer innerstädtischen Trasse beliefen sich dagegen auf über eine Milliarde Mark, wenn man die für den deutsch- deutschen Stromverbund vorgesehene 380-Kilovolt-Trasse von der Stadtgrenze bis zum Umspannwerk Reuter mit einbeziehe.
Die Proteste der Alternativen werden vermutlich wenig fruchten. Gestern fällte der Aufsichtsrat der Bewag bereits eine Vorentscheidung: Er genehmigte den Bau der 380-Kilovolt-Trasse durch Spandau — als Anschluß an die Verbundleitung zwischen Helmstedt und der Berliner Stadtgrenze. Für die insgesamt 8,7 Kilometer bewilligten die Aufsichtsräte 465 Millionen Mark. Weil die Leitung auf 7,6 Kilometer Länge — wie vom Senat gefordert — als Erdkabel verlegt werde, seien Mehrausgaben von 385 Millionen Mark erforderlich, betonte die Bewag gestern. Wäre die Verbindung komplett als Freileitung genehmigt worden, hätte sich die Summe nur auf 80 Millionen belaufen.
Unter zwei vom Senat vorgeschlagenen Trassenvarianten wählte der Aufsichtsrat die sogenannte »Rhenania-Variante«, die mit einer unterirdischen Unterquerung der Havel verbunden ist. Von der Stadtgrenze wird die Leitung nun zunächst über sechs Masten als Freileitung durch den Spandauer Forst geführt, am Teufelsbruch auf ein Kabel umgespannt, um dann dem Verlauf der Niederneuendorfer Allee zu folgen, am Nordhafen die Havel zu unterqueren und über Haselhorst bis Reuter-West zu führen. hmt
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