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Mit 3,75 Prozent Wachstum in die Währungsunion

■ Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsforschungsinstute: Konjunktur wäre ohne DDR abgesackt

Bonn (ap/dpa/taz) - Ohne den Wandel in der DDR und die geplante Währungs- und Wirtschaftsunion wäre die Konjunktur in der Bundesrepublik nach Ansicht der führenden Wirtschaftforschungsinstitute spätestens im nächsten Jahr abgesackt. Nach ihrem am Montag vorgestellten Frühjahrsgutachten, das schon am Wochenende durchgesickert war, rechnen sie in diesem Jahr mit einem Wachstum von 3,75 Prozent. 1991 werde es um rund 1,5 Prozentpunkte höher ausfallen als ohne die Union.

Der Prognose der Institute liegt die Annahme zugrunde, daß die Währungs- und Wirtschaftsunion im ersten Jahr einen zusätzlichen Nachfrageschub aus der DDR von 35 bis 40 Milliarden Mark auslöst. Außerdem gehen sie von einer etwas verlangsamten Expansion des Welthandels, leicht fallenden Rohstoffpreisen sowie etwas erhöhten Tarifabschlüssen aus.

Die Zahl der Arbeitslosen falle auf unter zwei Millionen, der Facharbeitermangel nehme aber weiter zu. Die Tarifabschlüsse werden mit plus sechs Prozent kalkuliert, der Einkommenszuwachs real mit 4,5 Prozent und der Preisanstieg in etwa konstant mit 3,1 Prozent.

Die Sanierung der DDR-Wirtschaft werde zum allergrößten Teil mit privaten Investitionen getragen werden müssen. Außerdem werde ein erheblicher und zunehmender Teil von der DDR selbst aufgebracht werden. Um öffentliche Mittel gehe es vor allem bei der Finanzierung der Umweltsanierung und der Infrastruktur sowie für die Anschubfinanzierung im sozialen Bereich. Beide Posten zusammen veranschlagen die Institute auf 15 bis 20 Milliarden D-Mark für 1990.

Die Kosten könnten nach Einschätzung der Institute zu einem erheblichen Teil aus Steuermehreinnahmen sowie durch Umschichtungen im Bundeshaushalt aufgebracht werden. Sie warnen zugleich davor, die soziale Anschubfinanzierung aus den Überschüssen der bundesdeutschen Sozialversicherung aufzubringen: „Die Politik der 'Verschiebebahnhöfe‘ sollte nicht wieder aufgenommen werden.“ Das große Potential an Einsparmöglichkeiten sehen die Institute bei den „Kosten der Teilung“ und im Wehretat sowie der zu erwartenden Streuermehreinnahmen.

Zu den Umstellunskursen geben sie keine konkrete Empfehlung. Etwa bei den Löhnen raten sie aber dringend zu einem „sehr vorsichtigen Einstieg“ und warnen davor, mit der währungspolitischen Maßnahme Sozialpolitik betreiben zu wollen. Ein Kurs von 1:1 sei in Wirklichkeit kein Geschenk, sondern werde für die Wirtschaft mit dem Verlust vieler Arbeitsplätze erkauft.

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