: Mißtrauen an Eimsbüttels Haustüren
■ Bringt Mieterschutz-Datenerhebung die gewünschten Ergebnisse?
Seit Anfang Juni schellen sie an den Haustüren. Jeder fünfte und - soweit vorhanden - fünfzehnte Klingelknopf eines Hauses wird gedrückt. Die 50 „InterviewerInnen“ des Statistischen Landesamtes befragen 3000 MieterInnen in Eimsbüttel und Hoheluft-West zu ihren Wohnverhältnissen. 22 Fragebogenseiten sind auszufüllen. Zweck der Detailbefragung im Auftrag der Stadtentwicklungsbehörde (Steb): Daten sammeln für die Aufstellung der Erhaltensverordnung, mit der die BewohnerInnen des Altbauviertels vor Spekulanten geschützt werden sollen.
„Wir brauchen diese Informationen, um die Erhaltensverordnung juristisch abzusichern, indem wir beweisen, daß es hier ein schützenswertes Millieu gibt, das durch Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen und durch Luxus-Modernisierungen gefährdet wäre“, begründet Steb-Sprecher Tom Jansen die scheinbare Datensammelwut. Doch an den Haustüren schlägt den amtlichen DatenerheberInnen nicht selten Mißtrauen entgegen. Jürgen Grüning, zuständiger Sachgebietsleiter des Statistikamtes, sieht Probleme: „Es sieht nicht so aus, als ob wir eine Beteiligung von über 80 Prozent erreichen, wie bei einer vergleichbaren Erhebung in München“. Die Schuld dafür gibt er der Steb: „Deren Öffentlichkeitsarbeit hätte besser sein können“.
Doch wie es weitergeht, sollte die Datenbasis zu dünn bleiben, darüber haben sich die Statistiker und die Stadtentwickler offenbar noch nicht verständigt. In Traute Müllers Behörde wird nach taz-Informationen darüber nachgedacht, durch Aufklärungsarbeit vor Ort die betroffenen MieterInnen zur Teilnahme an der Befragung zu motivieren. Doch das setzt eine Verlängerung des Erhebungszeitraums voraus.
Leise Hoffnungen können sich neuerdings auch umwandlungsbedrohte MieterInnen außerhalb von Eimsbüttel machen. Hieß es bisher, weitere Erhaltensverordnungen könne es erst geben, wenn das Pilotprojekt ausgewertet sei, bereitet Traute Müller nun zumindest verbal weitere Maßnahmen vorsichtig vor: „Es ist zu überlegen, ob die soziale Erhaltenssatzung auch vor Ablauf ihrer Testphase in Eimsbüttel flexibel auf andere, kleinere Stadtgebiete ausgedehnt werden muß“.Marco Carini
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