: „Missionsarbeit durch den Magen“
betr.: „Gestrandet, nicht gerettet“ (Streichung der Mittel für die Hellersdorfer Suppenküche „Arche“), taz vom 15. 1. 03
Wie hartherzig, wie grausam! Da sperrt der Senat doch die Mittel für uneigennütziges Engagement gegen das soziale Elend in Berlin! Die Kindersuppenküche „Arche“ in Hellersdorf ist gefährdet. Bisher finanzierte der Bezirk die Stelle des Pastors, der die Einrichtung betreibt und den Kindern Gott, Jesus und den christlichen Glauben nahe bringen will, wie es in Ihrem Artikel heißt.
Ginge es nur um selbstlose Nächstenliebe, so hätte eine solche Suppenküche sicher nicht in Hellersdorf geöffnet, das bisher nicht durch Kinderelend in die Schlagzeilen geraten ist, eher an einem der sozialen Brennpunkte Berlins in Neukölln, Wedding oder Kreuzberg. Aber dort halten die kirchlichen Marketingstrategen die oft muslimischen Jugendlichen wohl für missionsresistenter als die Kinder im säkular geprägten Bezirk in Berlins Osten, den es offenbar zu rechristianisieren gilt.
Nichts gegen Suppenküchen in kirchlicher Regie, aber die sollten die Religionsgemeinschaften auch besser selbst finanzieren und nicht mit Steuergeldern. Das wäre glaubwürdiges ehrenamtliches soziales Engagement. Die knappen öffentlichen Gelder, die ja auch von kirchenfernen oder nichtchristlichen Steuerzahlern erbracht werden, sind besser in Schulen und unabhängigen Jugendeinrichtungen angelegt als in solcher „Missionsarbeit durch den Magen“. JOHN RÖHE
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