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■ Kreuzzug, als Wissenschaft getarntMißbrauchter Kongreß

Auch ein Eklat hat seine guten Seiten: Der Streit um den „Mißbrauch des Mißbrauchs“ wird endlich auf öffentlicher und politischer Bühne ausgetragen. Die Veranstalter hatten diese Debatte nicht im Sinn. Das haben sie bereits durch ihre eindimensionale Einladungspolitik klargemacht. Sie möchten ihre Sichtweise als einzig mögliche postulieren, ohne Rücksicht auf berechtigte Kritik, und auch die Vernichtung von Projekten wie „Wildwasser“ hinnehmend. Angesichts solch geiferndem Kreuzzugsgehabe haben sich die Veranstalter die handfesten Proteste selber zuzuschreiben.

Einen Diskurs über Sexualität und Selbstbestimmung hätte diese Gesellschaft längst wieder nötig. Auf vielfältige Weise werden derzeit von der Politik reaktionäre Familienmuster wieder verfestigt und Sexualität tabuisiert. Aber dies wird von den Veranstaltern nicht zum Thema gemacht; statt dessen prügelt man absurderweise jene, die sexuellen Mißbrauch von Kindern erst einmal aus der gesellschaftlichen Dunkelzone herausgezerrt haben und verletzten Kinderseelen Hilfe bieten. Wer von „Mißbrauchsfolklore“ spricht, stilisiert sich in eine medienwirksame Rolle, zieht aber zugleich in unverantwortlicher Weise aus durchaus möglichen Fällen von falschen Anschuldigungen den fatalen Schluß: Einen Mißbrauch von Kindern gibt es nicht. Es kann nur um einen sensiblen und verantwortungsvollen Umgang mit den Schilderungen und Anschuldigungen von Kindern gehen; alles andere aber hilft den Tätern, sich als Opfer zu stilisieren. Der brachiale Gestus, dem sich Rutschky und Wolff verschrieben haben, spielt deshalb – möglicherweise unbeabsichtigt – allein reaktionären Kräften und ihrem Bild von der heilen Familie in die Hände. Gerd Nowakowski

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