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Archiv-Artikel

Mir reicht ein Lehrergehalt

betr.: „Ärzte wollen mehr verdienen als Lehrer“, taz vom 5. 8. 05

Der Vergleich hinkt, die Aussage ist falsch.

Ich bin 35, seit sieben Jahren an einer Uniklinik. Ich habe ein Jahr umsonst (PJ) und eineinhalb Jahre zu einem Zivi-Gehalt (AiP) gearbeitet. Ich habe stets nur Ein- bis maximal Zwei-Jahres-Verträge, bin also in kürzester Zeit von neuen Kürzungen betroffen und habe keine Ahnung, wie oft mein Vertrag noch verlängert wird und wie es danach weitergeht. Ich genieße keine der Sicherheiten, die ein Lehrer meines Alters genießt, der sich mit seiner Familie ein schnuckeliges Reihenmittelhaus kauft …

Mein ehemaliger Klassenkamerad ist Lehrer, ebenfalls 35. Er ist Beamter, quasi unkündbar, nimmt automatisch an Gehaltssteigerungen teil, ist von neuen Kürzungen nicht betroffen, da diese ja nur neue Verträge betreffen. Er hat keine Nachtdienste, muss so gut wie nie am Wochenende arbeiten, hat keine 24- bis 36-Stunden-Schichten. Hätte ich die gleiche Sicherheit wie mein Lehrer-Kollege und das gleiche (!) Gehalt, würde mir das schon reichen. Dass ich für Wochenend- und Nachtdienste noch etwas mehr bekomme als ein Lehrer, wäre angemessen, aber darauf würde ich dann gerne verzichten.

CHISTOPHER DEDNER, Tübingen