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Mindestens vier Tote in ToulouseSchießerei vor jüdischer Schule

Bei einer Schießerei vor einer jüdischen Schule in Toulouse hat es mindestens vier Todesopfer gegeben, darunter drei Kinder. Der Täter floh auf einem schwarzen Motorroller.

Die Hintergründe der Tat sind noch völlig unklar. Bild: dapd

TOULOUSE dapd/dpa/afp | Bei einem Anschlag auf eine jüdische Schule in Toulouse sind am Montag mindestens vier Menschen getötet worden. Nach Angaben der französischen Polizei eröffnete ein Mann am Morgen gegen 08.00 Uhr vor dem Schulgelände das Feuer und flüchtete auf einem Motorroller.

Erst vor wenigen Tagen hatte ein Bewaffneter in der Region im Süden des Landes mehrere Soldaten getötet. Einen Zusammenhang zwischen den Taten wollten die Behörden zunächst aber nicht bestätigen.

„Er hat auf alle geschossen, Kinder und Erwachsene“, sagte der Staatsanwalt Michel Valet. Bei den Opfern handele es sich um einen 30-jährigen Mann und seine beiden Söhne im Alter von drei und sechs Jahren. Auch ein weiteres Kind im Alter zwischen acht und zehn Jahren sei ums Leben gekommen. Ein Mensch im Alter von 17 Jahren sei schwer verletzt worden. Zuvor hatte das Innenministerium in Paris von drei Todesopfern gesprochen.

Laut Polizei schoss der Täter vor dem Schulgebäude mit einer Neun-Millimeter-Waffe auf einen Mann. Dann stellte der Unbekannte seinen Motorroller ab, ging auf das Schulgelände und feuerte mit einer Waffe des Kalibers 11,43 Millimeter, mit dem in den vergangenen Tagen auch drei Fallschirmjäger in Toulouse und im 50 Kilometer entfernten Montauban getötet worden waren.

Die Polizei riegelte den Bereich um die Privatschule Ozar Hatorah im Nordosten der Stadt ab. Zwei Stunden nach den Schüssen hielten sich die Kinder noch immer in dem Gebäude auf. Sie wurden dann einzeln hinausbegleitet.

Inzwischen ist Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy in der südfranzösischen Stadt eingetroffen. Sein Amt hatte zuvor angekündigt, Sarkozy werde sich mit mehreren Ministern sowie dem Großrabbiner des Landes an den Tatort begeben.

Die französischen Behörden verstärkten die Sicherheitsvorkehrungen vor allen jüdischen Schulen in Frankreich, wie ein Sprecher des Innenministeriums erklärte.

In der Region hatte am Donnerstag ein Mann von einem Motorrad aus auf drei Soldaten geschossen und zwei von ihnen getötet. Die Tat in der 50 Kilometer nördlich gelegenen Stadt Montauban ereignete sich nicht weit von der Kaserne der Männer entfernt. Vier Tage zuvor hatte ein Mann auf einem Motorrad einen anderen Soldaten in Toulouse erschossen. Die Behörden erklärten, forensische Untersuchungen deuteten daraufhin, dass bei den beiden Taten dieselbe Waffe benutzt worden sei.

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13 Kommentare

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  • T
    TOM

    Täter Opfer Umkehr hat diesmal die Eu-Außenministerin besorgt. Ashton - Klasse Vergleich. Toulouse - Gaza, ja selbst dran schuld das die jüdischen Kinder erschossen wurden. Die sind ja die Täter und in Gaza die Opfer . GEHTS NOCH !

  • G
    Gusch

    Mal sehen, in welcher Form sich die morgige Täter-Opfer-Umkehr in der taz darstellt. Ich tippe auf einen Kommentar von Daniel Bax.

  • N
    NoName

    Ansonst kann ich mich den Vorrednern nur anschließen (Eilert Behrends u.a.) - Allerdings sind diese Formulierungspraxen schon derart fortgeschritten, dass sie kaum noch auffallen. Diese scheine bei vielen TAZ-SchreiberInnen bereits in "Fleisch und Blut" introduziert:

  • N
    NoName

    Vielleicht haben derartige Vorfälle ihre Ursachen auch in der Berichterstattung über den vergangenen Konflikt. Ein Berichterstattung - die ungeprüft Elemente palestinensischer Propaganda übernimmt und so Hass schürt. Eine Berichterstattung - die sich im Nachhinein von den Lügen nicht distanziert - wenn diese aufgeflogen sind. Eine Berichterstattung - die den 'alten Mythos vom Juden"(Adorno) in heutige Gefilde transportiert. Eine hegemoniale Berichterstattung - wie sie in ganz Europa betrieben wird und die auch typisch für die TAZ ist. (siehe http://www.taz.de/Israel-vs-Palaestinenser/!89397/)

     

    Hier dient gar eine PA Propagandainszenierung als Aufmacher des TAZ Artikels - das entsprechende Photo darf nicht fehlen. Ich zitiere: "Der zwölfjährige Ayoub Assaleya, Opfer der Luftangriffe, wird in Nordgaza mit einer Prozession geehrt." - Lüge !

     

    Wenn sie liebe TAZ Propagandaelemente ungeprüft übernehmen, machen sie sich an derartigen Übergriffen mitschuldig (überspitzt formuliert). Ich kann nur an ihr journalistisches Selbstverständnis appellieren: Distanzieren sie sich von PA - Propaganda !!!

  • P
    pelayo

    Zitat von Ludolph:

    "Zu hoffen ist jedoch vielmehr, dass die Gewalttaten das Thema Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit auf die Tagesordnung bringen."

     

    D.h, die Linke wird alles versuchen, die Mordtat als "Rechtsextremismus" darzustellen. Verräterisch ist der Text ""Zu hoffen ist jedoch vielmehr, dass....."

    Es ist möglich, dass der Täter diesem Kreis angehört.

    Es ist aber genausogut möglich, dass es sich um eine islamistische Tat handelt. Was dann lieber "Ludolph"?

    Islam ist doch Frieden!

  • M
    menschenfreund

    Ich trauere um alle Opfer. Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden/innen.

    Mein Ärger gilt jenen, die reflexartig Haßtiraden o.ä. ablassen. Ein wenig Überlegung täte gut. Kaffeesatz lesen hilft niemand, ist allenfalls unqualifiziertes Genöhle... Bitte laßt das, im Angesicht der Opfer.

    Ansonsten müssen wir auch in Europa mit Situationen umgehen, genau wie kürzlich in Afghanistan.

  • J
    Jan

    @Ludolph

     

    Rechtsextremer Hintergrund ist das eh. Ich tippe auf einen fanatischen Moslem.

  • L
    Ludolph

    @Nassauer: Ich wäre mir da nicht so sicher. Angeblich handelte es sich bei den wahrscheinlich vom selben Täter erschossenen französischen Soldaten durchweg um Franzosen nordafrikanischer Abstammung. Wenn das stimmt, sieht mir das mehr nach einem rechtsradikalen Hintergrund aus.

  • EB
    Eilert Behrends

    Liebe taz-Radaktion.

     

    Seit wann wird es eine "Schießerei, wenn nur einer schießt? Das wäre dann eher ein Attentat oder ein Amoklauf. Der Titel "Schießerei vor jüdischer Schule" ist ein Meisterwerk des subtilen Antisemitismus. Gratulation.

  • S
    Stefan

    Dass für diesen mehrfachen Mord der unsägliche Begriff "Schießerei" verwendet wird, in fast allen deutschen Medien, spricht eine deutliche Sprache im Hinblick auf die Gedanken, die sich Journalisten und Journalistinnen vor und bei der Texterstellung machen.

  • J
    JuliaM.

    Was für ein Titel für diese Tat

    „Schießerei“ impliziert mitunter bei dem einen oder anderen von uns das Bild eines Schusswechsels. Es ist ja auch, falls man dem Duden Glauben schenken möchte, eine von zwei möglichen Definitionen. Ich frage mich mit welchen Waffen die jüdischen Kinder zurückgeschossen haben. Vielleicht haben sie ja auch das Feuer auf den Rollerfahrer eröffnet und dieser hat sich verteidigt.

    Wer oder welche Motive dahinter standen, dies kann man im Moment, je nach politischer Überzeugung, nur mutmaßen, aber dass Sie einen Titel wählen der die Tat mehr verschleiert als aufklärt, den Opfern mitunter sogar aktive Beteiligung unterstellt, ist letztendlich beschämend.

  • N
    Nassauer

    Tippe auf Moslem im "Privat-Dschihad" - Wer wettet dagegen?

  • L
    Ludolph

    Sie schreiben: "Die Gewalttaten bringen das Thema Sicherheit im laufenden Präsidentenwahlkampf höher auf die Tagesordnung." Zu hoffen ist jedoch vielmehr, dass die Gewalttaten das Thema Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit auf die Tagesordnung bringen.