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Militärs beharren auf Pershing IA

■ NATO–Verteidigungsminister wollen Barrieren gegen Doppel–Null–Lösung errichten / Nukleare Planungsgruppe tagt in Stavanger / Bundeskanzler Kohl bekräftigt seine AblehnungD=76 e

Bonn/Trier (ap/dpa) - Die NATO–Verteidigungsminister wollen Barrieren gegen eine doppelte Null–Lösung errichten, die neben der Verschrottung weitreichender Mittelstreckenwaffen auch den Abbau aller 500 bis 1.000 Kilometer weit fliegenden Atomraketen beinhaltet. Diesen Eindruck vermittelten einen Tag vor Beginn der Sitzung der Nuklearen Planungsgruppe im norwegischen Stavanger am Mittwoch in Bonn hohe Militärs. Nach deren Angaben sollen die 72 Pershing–IA–Raketen (720 Kilometer) der Bundeswehr aus Abrüstungsverhandlungen der Supermächte ausgeklammert und auf mehrere westeuropäische Länder aufgeteilt werden. Mit der angeblich von Washington akzeptierten Formel „Waffensysteme eines Landes, das nicht an den Verhandlungen beteiligt ist, können nicht einbezogen werden“, sollen die Pershing IA ebenso wie die sogenannten Drittstaatensysteme der Atommächte Großbritannien und Frankreich nicht zur Disposition gestellt werden. Nicht vorstellbar sei, daß diese Systeme im Falle eines Abkommens über die Verschrottung aller Mittelstreckenwaffen zwischen 500 und 5.500 Kilometer Reichweite „einsam in der deutschen Landschaft“ stehenblieben. Schließlich habe Bonn immer betont, daß die Bundesrepublik nicht in eine „singuläre Rolle“ kommen und als einziger NATO–Partner diesseits des Atlantik der atomaren Bedrohung durch derzeit mehr als 100 sowjetische SS–21 (120 Kilometer) ausgesetzt sein dürfe, die bereits als Nochfolgesystem der 620 FROG–Raketen (80 Kilometer) in der DDR und der CSSR aufgestellt sind. Bundeskanzler Helmut Kohl hat auch nach der Rückkehr von Außenminister Genscher aus den USA seine ablehnende Haltung gegenüber einer doppelten Null– Lösung im Bereich der Mittelstreckenwaffen bekräftigt. In Trier sagte Kohl,bei den Atomraketen kürzerer Reichweite (500 bis 1.000 Kilometer) bestehe weiterhin Verhandlungsbedarf. Kohl bezeichnete die Kreml–Führung als „nach wie vor eiskalt rechnende Machtpolitiker eines kommunistischen Regimes“, die nur durch die Standhaftigkeit des Westens an den Verhandlungstisch zurückgekehrt seien. Erstmals nach 20 Jahren sei jetzt konkrete Abrüstung möglich, jedoch dürfe man nicht „auf einem Sektor, der der Sowjetunion als augenblicklich besonders angenehm erscheint“, nachgeben und damit eine Verringerung der deutschen Sicherheit riskieren, meinte der Kanzler. Mit diesen Aussagen stieß er auf lautstarken Protest mehrerer hundert Anhänger der Friedensbewegung, die eine Zustimmung der Bundesregierung zur doppelten Null–Lösung forderten.

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