: Militärflugplatz als Urlaubsgebiet?
■ Proteste gegen Stationierung von Phantom-Jägern in Mecklenburg-Vorpommern
Rostock (dpa/adn) — Gegen eine weitere militärische Nutzung des Flughafens Kronskamp-Laage bei Rostock haben sich am Sonnabend Vertreter zahlreicher politischen Parteien während einer Kundgebung ausgesprochen. „Der Feind ist nur ein Phantom, und Kronskamp ist für uns der Testfall“, sagte Bruno Lietz vom Neuen Forum. „Wir fordern umgehend ein militärfreies Kronskamp und Mecklenburg-Vorpommern.“ „Wir werden deutlich zeigen, wer die friedliche Revolution in Deutschland eingeleitet und gewonnen hat“, sagte Lietz. „Daher fordern wir alle Verantwortlichen im Bundestag auf: Streicht Kronskamp, streicht ganz Mecklenburg-Vorpommern aus allen militärischen Planspielen“. Redner von SPD, Grünen und PDS verwiesen darauf, daß in dieser Zeit der Entspannung in Europa „keine neuen Tummelplätze für NATO und Bundeswehr“ zu entstehen brauchten. Kronskamp und darüber hinaus der ganze Nordosten Deutschlands soll „für die Bundeswehr nur noch als Urlaubsgebiete“ zur Verfügung stehen.
Auch seitens der Landesregierung, unterstrich der parteilose Landtagsabgeordnete Wolfgang Schulz, werde man sich für eine zivile Nutzung des nahe der Autobahn gelegenen Flugplatzes einsetzen. Ministerpräsident Alfred Gomolka (CDU) habe bereits eine Zusage von Bundesverteidigungsminister Stoltenberg zu einer wohlwollenden Prüfung, hieß es.
Inzwischen hat sich auch die zuständige Kreisverwaltung Güstrow dafür ausgesprochen, Kronskamp künftig nicht mit Phantom-Jägern aufzurüsten, sondern als Anflugpunkt für Reisende in die nur etwa 20 Kilometer entfernte Hansestadt Rostock auszubauen. Dies, so ein Verwaltungsvertreter, sei klüger, als der aus Hamburg stammende Vorschlag, irgendwo im Norden Deutschlands einen völlig neuen Flugplatz anzulegen.
Mit lautstarken Protesten nahmen die Demonstranten die Information auf, daß die Luftwaffe der Bundeswehr nach wie vor an dem Standort Kronskamp interessiert ist. Eine zivile Mitnutzung sei zwar nicht ausgeschlossen, die endgültige Entscheidung werde jedoch erst im Frühjahr oder Sommer 1991 fallen, hieß es von Seiten der Flugplatzleitung.
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