■ Querspalte: Miles and noch more
Salman Rushdie darf also wieder Lufthansa fliegen und das möglicherweise sogar in einer Maschine mit Old Annemarie „Den Rushdie würd' ich am liebsten aus dem Flugzeug schmeißen“ Schimmel. Vor sechseinhalb Jahren hatte die Airline eine Art Start- und Lande-Fatwa über den Dichter verhängt, weil sie fürchtete, nach der Zielscheibe könnte auch ein dazugehöriger Knallkörper einchecken und für stark abfallende Stimmung an Bord sorgen. Rushdie kämpfte unverdrossen gegen die Bannbulle der Lufthansa-Ajatollahs, an seiner Seite wußte er dabei – offenbar auch beim „Miles & More“-Konten-Poll – führende deutsche Literaten, die fortan nur für ihn und die Freiheit der Literatur auf den Kranich am Leitwerk verzichten konnten und sich ihre Büchner-Preise mit dem Fahrrad abholten. Auch ich und viele meiner Bekannten sind seitdem nur noch ganz, ganz selten Lufthansa geflogen, denn erstens darf uns Weltbürgern fundamentalistischer Gesinnungsterror nicht gleichgültig sein, und zweitens haben wir kein Geld für mehr.
Letztlich hat Salman Rushdie wider Willen für im Standort Deutschland erzeugten Luftverkehr so heftig geworben wie wohl kaum jemand vor ihm. Es ist jedenfalls kein Fall bekannt, daß ein Passagier ähnlich ausdauernd insistiert hätte, unbedingt mit dieser Fluggesellschaft zu fliegen, zumal die Drinks bei Cathay Pacific viel exklusiver sind, obwohl, die fliegen dienstags nicht von Köln nach Düsseldorf.
Einen weiteren Aufschwung könnte es geben, entschlösse man sich, Rushdie- Flüge vorab anzuzeigen: Grenzbereichsfanatiker aller Couleur säßen plötzlich in den Maschinen, obwohl sie eigentlich gar nicht nach Madrid, geschweige denn überhaupt, fliegen wollen. Aus „sicherheitstechnischen Gründen“ wollen Passagier und Transporteur dazu „keine weiteren Kommentare“ abgeben. Aber ich höre schon, wie sich nickelbebrillte Scherzkekse aus Leverkusen durch die Lufthansa-Lounges dieser Welt zurufen: „May I bring you a cup of coffee, Mister Rushdie?“ Fies, sowas! André Mielke
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