: Milchbauern befürchten Pleitewelle
Agrar Die Minister der Länder können sich nicht auf eine Begrenzung der Milchmenge einigen. Zur Quote wollen auch Erzeuger nicht zurück
Der Ausgang der Brüsseler Sonder-Agrarministerkonferenz zur Milchpreiskrise ist in Niedersachsen auf Kritik gestoßen. Offensichtlich sei nicht nur ein Strukturwandel, sondern ein Strukturbruch politisch gewollt, sagte am Samstag die niedersächsische Landesvorsitzende Johanna Böse-Hartje vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM). Die Milchindustrie und einige Großbetriebe wollten viel billige Milch auf dem Markt. Dies führe zur Vernichtung der bäuerlichen Familienbetriebe.
Die EU will deutschen Milchbauern und ihren europäischen Kollegen erneut unter die Arme greifen. Am Montag soll beim Treffen der EU-Agrarminister ein Maßnahmenpaket vorgestellt werden, wie Agrarkommissar Phil Hogan in Brüssel angekündigt hatte. Ein gemeinsames Positionspapier der Bundesländer kam bei dem Treffen am Freitag nicht zustande. Die Milchpreise in Deutschland und ganz Europa waren in den vergangenen Monaten wegen eines Überangebots im Keller. Etliche Erzeugerbetriebe produzierten aber noch mehr, um überhaupt etwas zu verdienen.
„Wir brauchen ein Instrument für Krisenzeiten, damit die Milchmengen europaweit runtergehen“, sagte Böse-Hartje. Niemand wolle wieder eine Quote haben. Bei der Mengenreduzierung gehe es um einen begrenzten Zeitraum, bis sich der Milchpreis erholt habe. „Danach kann jeder wieder Gas geben, wenn er das für nötig hält.“
Eine Mengenreduzierung hatte zuvor auch Niedersachsen Agrarminister Christian Meyer (Grüne) gefordert: „Nur so haben wir eine Chance, dass die Erzeugerpreise wieder steigen. Und nur so können wir viele unserer Milchbauern vor dem Ruin bewahren“, sagte Meyer. Er äußerte sich enttäuscht über die Ergebnisse des Treffens und kritisierte die Haltung von Rheinland-Pfalz: Das Land habe als einziges Bundesland gegen eine verpflichtende Senkung der Milchmenge gestimmt. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen