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Mieten steigen: 9 Prozent mehr

■ Baubehörde legt neuen Hamburger Mietenspiegel vor / Preissprünge bis zu 26 Prozent / 50.000 Mieterhöhungen drohen bis Januar     Von Marco Carini

Nun liegen die Zahlen auf dem Tisch: Die Baubehörde präsentierte gestern den Mietenspiegel 1993. Gegenüber dem bislang gültigen, zwei Jahre alten Mietenspiegel stiegen die Mieten nach Berechnungen der Behörde um durchschnittlich 8,9 Prozent. Mit jährlich knapp 4,5 Prozent Plus liegen die Mietsteigerungen damit weiterhin über der Inflationsrate.

Und nur durch eine neue, mieterfreundlichere Berechnungsgrundlage konnten die ausgewiesenen Mietpreissteigerungen unter die 10 Prozent-Marke gedrückt werden – der reale Anstieg liegt laut Baubehörde gar bei rund elf Prozent. Und die nächsten Mietsteigerungen werden nicht lange auf sich warten lassen. Denn jeder neue Mietenspiegel setzt stets eine Welle von Mieterhöhungen in Gang. Der Mieterverein „Mieter helfen Mietern“ rechnet mit 50.000 Mieterhöhungen in den nächsten zwei Monaten.

Denn bis zu 20 Prozent mehr als die im Mietenspiegel ermittelte ortsübliche Vergleichsmiete darf der Vermieter verlangen – da nun die neuen Werte gelten, können die Vermieter zuschlagen. Viele von ihnen, das zeigt die Erfahrung der vergangenen Jahre, warten mit der Mieterhöhung nur auf die Veröffentlichung des im Zweijahresturnus erscheinenden Zahlenwerks, um sich dann auf die aktuellen Werte berufen zu können. Doch der neue Mietenspiegel hat auch eine mieterfreundliche Seite: Er liefert aktuelle Mietobergrenzen, die man vor Gericht durchsetzen kann.

Von dem Mietenanstieg sind nicht alle MieterInnen gleichermaßen betroffen – die Mieten kletterten je nach Baujahr, Standard und Lage der Wohnung in unterschiedlichem Maße. Besonders stark wuchs die Mietbelastung bei Immobilien, die in den vergangenen 45 Jahren gebaut wurden (plus 10,4 Prozent seit 1991) und bei Wohnungen in ausgewiesen guter Wohnlage (plus 9,2 Prozent).

Der Mietanstieg bei Altbauten, in den achtziger Jahren stets überproportional hoch, konnte hingegen gebremst werden: „Nur“ sechs Prozent Plus in den vergangenen beiden Jahren. Und noch einen Trend weist der Mietenspiegel aus: Während für Wohnungen mittlerer Größe (zwischen 42 und 90 Quadratmetern) die Mieten recht stabil blieben, müssen die BewohnerInnen besonders kleiner und großer Wohnungen im Schnitt deutlich tiefer in die Tasche greifen. Hier liegen die Mieten zum Teil um ein Viertel höher als noch 1991.

Michael Kopff vom „Mieterverein zu Hamburg“ zeigte sich gestern „erleichtert, daß die von uns befürchteten Preissprünge ausgeblieben sind“. Allerdings seien bei der Erhebung „überhöhte Mietforderungen nicht wirksam herausgefiltert worden“, so daß „die Mittelwerte dadurch nach oben getrieben“ wurden.

(Mietenspiegel auf Seite 18)

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