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■ SoundcheckMidnight Oil / Patricia Kaas / 4 Non Blondes

Heute abend: Midnight Oil. Der australischen Band ist es gelungen, politische Aussagen und Rockmusik über Jahre so zu verbinden, das Empfindungen von Heuchel und Scheinheiligkeit nie wirklich zugriffen. Das erstaunt umso mehr, als in dem Business Intelligenz nie ein Markenzeichen war und die Schlaueren unter den Rockmusikern stets schlau genug waren, überhaupt keine Politik zu treiben, die sie eh nicht beherrschen. Vielleicht lag es bei Midnight Oil daran, daß sie für ihr Wollen oft ein Vokabular fanden, daß lyrisch war, ohne kitschig zu sein. Ebenso wie sie eine Musik schufen, die stets Distanz zum Gniedel-Rock zu wahren wußte, fanden sie Bilder, die wie Satelliten-Photos über den Wahrheiten hingen. Persönliche Ausstrahlung und das Insistieren auf das Rauhe im Notenkampf geben den Rest zu der ungewohnten Integretiät einiger Rocker.nnnntlb

Sporthalle, 20 Uhr

Heute abend: Patricia Kaas. Außer in Seitenbereichen des Hip Hop und beim ethnische Crossover haben es französische Musiker immer noch fast so schwer wie deutsche, außerhalb ihres Landes anerkannt zu werden. Particia Kaas ist hier schon länger eine Ausnahme. Ihre Art zu Singen faszinierte die Welt vom ersten Auftreten an. Die Tradition des Liedes, die sie auf eine fast zerbrechliche, aber gleichzeitig gewaltige Art verinnerlicht hat, findet bei ihr einen Ton, der dieses nostalgische Genre wieder modern werden ließ. Zugriffe auf Rock und Jazz weiteten ihren Freundeskreis ins Endlose und viel der ihr zugewandten Verehrung überschreitet das Kopflose. Mit ihrem neuen Album Je Te Dis Vous erweitert Kaas sich noch einmal um die Variante Müller-Westernhagen, dessen „Ganz und gar“ sie singt. Den Nordlichtern wirds besonders gefallen. nnntlb

CCH, 20 Uhr

Heute abend: 4 Non Blondes. Selten war eine Band derartig Geschmackssache. Empfinden manche den Gesang von Linda Perry auf ihrem Mega-Hit „Whats Goin On“ wie das Kratzen mit Fingernägeln über eine Schultafel oder das Jaulen eines Zahnarztbohrers, so vergöttern andere die Band aus San Francisco als die „Neue Ehrlichkeit“. Sozusagen Ina Deter in Groß. Mit ekelig bunten Hüten auf ewig langen Dreadlocks und dem Charme ungebremster Frische katapultierten sich Perry und ihre hieppieske Truppe in alle Charts. Dieses hyperaufdringliche „Hallo, wir sind so frei“ scheint eben den kaputten Nerv unserer Zeit zu treffen, jedenfalls ist auch das Konzert in Hamburg schon lange ausverkauft.nnnnnnnnnnnnnnnnn tlb

Große Freiheit, 21 Uhr

Außerdem: Die frohe Botschaft von Urge Overkill in der Markthalle um 21 Uhr.

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