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■ Mann des Tages: Der 18jährige, der den Ball nicht hergabMichael Owen (fiel vom Himmel)

Darf man einen Spieler zum Mann des Tages küren, obwohl sein Team ausgeschieden ist? Obwohl er 100 Minuten mehr oder weniger hilflos auf dem Rasen herumirrte? Obwohl der Sieger Argentinien wunderbare Spieler wie Ortega und Gallardo hat? Oder hocheffektive wie Verón, Ayala, Simeone?

Natürlich darf man. Oder muß sogar, wenn der Junge Michael Owen heißt und im siebten Länderspiel ein Tor realisiert hat, wie man es – bei aller Bereitschaft zum immer neuen Superlativ – wirklich selten gesehen hat. Owen hat mit seinem 2:1 gegen Argentinien gezeigt, daß ein Spieler allein doch alles möglich machen kann.

Owen nahm den Ball und gab ihn einfach nicht mehr her, bis er im Tor war. Im Gegensatz zu ähnlich hochwertigen Toren, von Maradona etwa, grätschen die Verteidiger bei Owen nicht ins Leere, die Recken Chamot und Ayala kamen erst gar nicht in seine Nähe. Daß Owen auf diese Art auch einen Elfmeter geschunden hat, mag nicht der Stil von Sir Bobby Charlton sein. Möglich war es, weil er in den ersten zwanzig Minuten dank seiner Mischung aus erstaunlicher Schnelligkeit, solider Technik und bemerkenswerter Abgebrühtheit tatsächlich unwiderstehlich war. „Er war fantastisch“, sagte Kollege Anderton. „Außergewöhnlich“, fand ihn Paul Merson, und sein Tor „außerhalb dieser Welt“.

Ist Owen tatsächlich der Mann, der auf die Erde fiel? Wollen nicht übertreiben. Fakt ist: Owen hat vom Schülerteam über seinen Klub FC Liverpool bis zum Nationalteam alle möglichen Rekorde gebrochen. „Es gibt nur einen Michael Owen“, sangen die Engländer in St. Etienne. Diesmal stimmt das. Und man stellt sich die Frage: Wie wird das alles erst werden, wenn der mal 19 ist? pu

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