■ Soundcheck: Michael Hurley / Ned Rothenberg's Double Band
Gehört: Michael Hurley. Am Dienstag abend war das Knust sehr leer. So leer, daß sich Michael Hurley nicht groß darüber gewundert haben wird. Der Mitt-Fünfziger ist es gewohnt, vor drei, vier Dutzend Zuschauern zu spielen – seit Jahrzehnten, egal ob solo oder wie vorgestern in Hamburg mit Band. Er beklagt sich jedoch nicht, denn der schnauzbärtige Country-Musiker hat mit der Zeit begriffen, daß es Wichtigeres gibt als quantifizierbaren Erfolg. Gute Songs zum Beispiel – und da macht dem Songwriter's Songwriter so leicht keiner was vor. Zeitlos schön sind die Werke des Mannes aus Richmond/Virginia, daß auch ein mehr als 20 Jahre altes Stück wie What Made My Hamburger Disappear? kein bißchen ausgelutscht wirkt. Überhaupt hat sich Hurley eine Schlitzohrigkeit bewahrt, die in ihrer Trockenheit dem Humor Helge Schneiders sehr nahe kommt. Sein Trompetensolo ohne Trompete war ebenso ungewöhnlich wie die Idee des Bassisten, von der Bühne aus das Publikum zu fotografieren. cleg
Heute abend: Ned Rothenberg's Double Band. Die Idee ist von Ornette Coleman, aber die Variation der Struktur läßt viel Spielraum für außergewöhnliche Musiker: die Doppelformation. Auch Ned Rothenberg, in Hamburg durch die emsigen Bemühungen des Westwerks längst ein gern gesehener Dauergast, arbeitet mit dem Prinzip der Doppelbesetzung. Mit zwei Schlagzeugern (Sam Bennett und Mike Sarin), zwei Bässen (Kermit Driscoll und Jerome Harris) sowie zwei Saxophonen (Thomas Chapin und Rothenburg selbst) praktiziert die Band noch eine kleinere Version der Idee, der es aber keineswegs an Kraft mangelt, wie ihre neue CD ahnen läßt und wie es sich live mit Garantie verifizieren läßt.
Westwerk, 22 Uhr
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