piwik no script img

Mexiko liberalisiert DrogenpolitikDarauf erstmal einen Joint

Der Oberste Gerichtshof Mexikos erlaubt den Konsum von Marihuana. Ein totales Verbot ist nach Einschätzung der Richter verfassungswidrig.

Steht nun auch unter juristischem Schutz: Cannabis-Pflanze. Foto: dpa

Mexiko-Stadt dpa | Richtungswechsel im vom Drogenkrieg erschütterten Mexiko: Der Oberste Gerichtshof hat den Konsum und Anbau von Marihuana für den Eigengebrauch grundsätzlich erlaubt. Das Urteil vom Mittwoch gilt zunächst nur für die vier Kläger, dürfte aber als Präzedenzfall die künftige Rechtsprechung bestimmen.

„Das totale Verbot ist übertrieben und schützt nicht das Recht auf Gesundheit“, sagte die Richterin Olga Sánchez Cordero. „Der Konsum sollte aus Respekt vor dem Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung erlaubt werden.“

Die Gesetze, die den Konsum von Marihuana verbieten, seien verfassungswidrig, urteilte die Kammer. Der Handel mit der Droge bleibt aber weiterhin untersagt. Bislang war der Besitz geringer Mengen von Marihuana in Mexiko erlaubt, nicht aber der Konsum und Anbau.

Die Regierung respektiere die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, sagte Präsident Enrique Peña Nieto. Es bedeute aber nicht, dass Marihuana in Mexiko legalisiert worden sei. „Es kann jetzt nicht jeder Bürger Marihuana für seinen Bedarf anpflanzen“, sagte Regierungssprecher Eduardo Sánchez.

Absolutes Verbot nicht angemessen

Der Chefjurist der Bundesregierung betonte, dass das Urteil zunächst nur Schutzwirkung für die vier Kläger habe und darüber hinaus nicht bindend sei. „Der Anbau von Marihuana, auch für den Eigengebrauch, ist weiterhin eine Straftat. Es handelt sich um einen Einzelfall“, sagte Humberto Castillos.

Richter Arturo Zaldívar verteidigte die Entscheidung der Kammer. „Niemand hat gesagt, Marihuana sei harmlos. Es ist eine Droge und verursacht Schäden“, sagte der Jurist. „Wir haben nur festgehalten, dass das totale Verbot unverhältnismäßig ist angesichts der wissenschaftlich nachweisbaren Schäden.“ Sein Kollege Alfredo Gutiérrez Ortiz Mena sagte, aus verfassungsrechtlicher Sicht sei ein absolutes Verbot nicht angemessen.

Niemand hat gesagt, Marihuana sei harmlos. Es ist eine Droge und verursacht Schäden.

Richter Arturo Zaldívar

Die lange Zeit von den USA verlangte harte Antidrogen-Politik in Lateinamerika hatte sich zuletzt als wenig effektiv erwiesen. Mexiko leidet seit Jahren unter einem blutigen Drogenkrieg zwischen Kartellen und Sicherheitskräften, dem schon Zehntausende Menschen zum Opfer gefallen sind.

Zahlreiche Politiker in der Region fordern einen Richtungswechsel, zumal auch in vielen US-Bundesstaaten der Marihuana-Konsum mittlerweile erlaubt ist. Uruguay hatte 2013 als erstes Land weltweit den Anbau und Verkauf von Marihuana unter staatlicher Kontrolle legalisiert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Angesichts der vielen Mordopfer der Narco-Mafia, deren Existenz sich auf die Illegalität der Drogen stützt, ist das Gesundheitsargument bei der Drogenprohibition auch ziemlich schwach.