■ Gangster oder politische Motive?: Mexikanischer Milliardär entführt
Berlin (taz) – Der Fall des entführten mexikanischen Bankiers Alfredo Harp Helu wird immer undurchsichtiger. Der 51jährige, einer der fünf reichsten Männer Mexikos, war am Montag in der Nähe seines Wohnhauses in Mexiko-Stadt von Unbekannten entführt worden. Am Dienstag hatten sich die Kidnapper bei der Familie gemeldet, die aber nichts über etwaige Forderungen verlauten ließ.
Der Fall verkomplizierte sich, als bekannt wurde, daß Harp Helus Name auf einer Liste möglicher Attentats- oder Entführungsopfer stand, die im Mai vergangenen Jahres in Nicaraguas Hauptstadt Managua aufgetaucht war. Damals war ein geheimes Waffenlager entdeckt worden, das vermutlich der salvadorianischen Guerilla FMLN gehörte. Dabei war die Liste bei einem mutmaßlichen Mitglied der baskischen Untergrundorganisation ETA gefunden worden.
Ob diese Liste auf die richtige Fährte führt, ist fraglich. Seit vier Jahren erlebt Mexiko eine Welle von Entführungen; normalerweise wird Lösegeld gefordert. Das Unternehmen von Harp Helu ist eines der größten des Kontinents, seit er 1991 die von Präsident Salinas privatisierte größte Bank Mexikos übernehmen konnte.
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