piwik no script img
taz logo

Metamorphosen des Lichts

Javier Vallhonrat „malt“Bilder mit dem Streichholz: Nervös flackernde Linien auf tiefschwarz glänzendem Papier, hektisch tanzende Kreise, andächtig vor sich hin schimmernde Rechtecke, die ihr gleißendes, nur für kurze Augenblicke existierendes Streichholzlicht auf Vallhonrats im Grunde nicht weniger vergänglichen nackten Körper werfen.

Javier Vallhonrat ist Fotograf, einer von vieren, die bis zum 24. März ihre Fotografien im Kultursaal des Instituto Cervantes zeigen. Gemeinsam mit den Arbeiten von Luisa Rojo, Pablo de Jevenois und Juan Pérez Pardo eröffnen die großformatigen Bilder des 45jährigen Madrilenen Einblicke in die zeitgenössische spanische Fotografie.

Zweifellos sind die fünf quadratischen, ein Meter großen Bilder Vallhonrats, dessen Arbeiten in zahlreichen Museen und Sammlungen Spaniens, Frankreichs und den USA hängen, aufgrund ihres Formats die optisch präsentesten Exponate. Aber „Metamorphosen des Lichts“– so der Titel der Ausstellung – zeigt auch in den weniger augenfälligen Arbeiten Bemerkenswertes.

Pablo de Jevenois' Aufnahmen parallelisieren bis zur Deckungsgleichheit Landschaftsaufnahmen und Körperstudien. Aufgrund der ungewöhnlichen Bildausschnitte und der zum Teil extremen Perspektiven fügen sich behaarte Oberkörper harmonisch in farbenfrohe Landschaftssilhouetten. Als hätten diese Leiber nur darauf gewartet, zu bestrauchten, schattigen Bergrücken zu mutieren.

In Luisa Rojos hochformatigen Stilleben mit Blumen hingegen ist nichts Lebendiges mehr zugegen. Ihre zerbrechlich wirkenden Studien, umgeben von einem eigentümlichen, altrosastichigen Licht, verleiht selbst einem blühenden Strauß die Aura eines vergilbten Trockenblumengestecks, das seit Jahren ohne Erfolg um Anerkennung fleht.

Die sieben Fotografien von Pedro Pérez Padro feiern dagegen geradezu überschwenglich die Farben Rot, Grün und Gelb. Florale Muster, dreidimensionale geometrische Formen und in heftiger Bewegung befindliche Lichtobjekte toben sich auf den Arbeiten, die der Künstler „Luminogramas“nennt, aus. Diese energiegeladenen Bildinhalte stehen dabei im starken Kontrast zu der Serialität und Kälte, die der futuristisch-geometrischen Komposition der Bilder eigen ist. zott

Die Ausstellung ist bis zum 24. März im Kultursaal des Instituto Cervantes, Schwachhauser Ring 124, zu sehen. Öffnungszeiten: Mo-Do 15-19 Uhr; Fr 10-14 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen