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Metallerinnen unterwegs in die besetzte Zone

■ Die Frauen auf dem IG Metall–Gewerkschaftstag in Hamburg pochen auf Umsetzung eines Förderplans zur Stärkung des Frauenanteils unter den Funktionären / Der Applaus der Kollegen ist wie immer auf ihrer Seite, die Taten stehen dahin

Von Maria Kniesburges

Hamburg (taz) - Wenns um Applaudieren geht, erweisen sich die IG Metall–Kollegen allemal solidarisch mit ihren Kolleginnen. So auch in diesen Tagen auf dem 15. Gewerkschaftstag der IG Metall in Hamburg. Selbst mit frauenfreundlichen Beschlüssen wird in der Metallgewerkschaft nicht mehr allzu sehr gegeizt. Nur: „Beschlüsse allein nutzen nichts - die solidarische Umsetzung ist notwendig“, holte Gudrun Hamacher, im Vorstand der IG Metall zuständig für die Frauenarbeit, die Delegierten des Gewerkschaftstages auf den Boden der weniger zu beklatschenden Realität zurück. Voller Selbstbewußtsein stehen die Kollegen wie schon auf den vorangegangenen Kongressen auch auf diesem Gewerkschaftstag hinter der Forderung: „Weg mit der Lohndiskriminierung gegen Frauen, stärkere Anhebung der unteren Lohn– und Gehaltsgruppen“. Eine Forderung, die dann letztlich als Verhandlungsmasse par excellence unter den Tisch fällt, auf dem die gewerkschaftlichen Tariferfolge präsentiert werden. „Als ich mich auf diesen Gewerkschaftstag vorbereitet habe,“ erklärte die Delegierte Elke Heise am Dienstagmorgen vor dem Gewerkschaftstag, „habe ich mir überlegt, ob ich nicht einfach einen Vortrag aus den 50er oder 60er Jahren halten soll. Wahrscheinlich hätte es nicht einmal jemand gemerkt.“ Wesentliches habe sich nicht geändert - weder in den Betrieben noch in der eigenen Organisation. Nur eins habe sich geändert: die Toleranzschwelle und die Politik der Frauen selbst. Die Zeiten seien vorbei, in denen die „Totschlagargumente“ der Kollegen gegen frauenpolitische Forderungen noch gezogen hätten - als da sind: „Es geht doch um die gemeinsame Sache“ und „Achtung Spaltung“. Geknackt werden soll zunächst die bislang so sorgsam bewachte exklusive Männerdomäne der hauptamtlichen politischen Funktionsträger in der größten Einzelgewerkschaft der Welt, die sich als Träger des gesellschaftlichen Fortschritts versteht. Ein hartes Stück Arbeit, von dem immerhin schon ein kleines Stückchen bewältigt ist. Bereits im Juli beschloß der IG Metall–Vorstand auf Druck der Frauen einen „Frauenförderungsplan für die Beschäftigung von Frauen in politisch– hauptamtlichen Positionen in der IG Metall“. Ein Plan, dessen Realisierung nicht an den so oft bemühten allgemein– oder tarifpolitischen Widrigkeiten scheitern kann, sondern dem genauso häufig bekundeten guten Willen der Metaller freie Entfaltung bietet. Im Zuständigkeitsbereich der IG Metall–Vorstandsverwaltung sollen danach bis zum nächsten Gewerkschaftstag 1989 14,7 Prozent Frauen in hauptamtlicher politischer Funktion beschäftigt werden, entsprechend dem Organisationsgrad der Frauen in der IG Metall. Langfristig soll diese bescheidene Quote dem Anteil der in der Metallindustrie beschäftigten Frauen von 21,5 Prozent angeglichen werden. Ganz von gewerkschaftlichem Realismus geprägt, ist der Förderplan in bezug auf die Situation in den IG Metall–Verwaltungsstellen noch bescheidener gehalten. Eine Quote von 14,7 Prozent bis 1989 halten die Metallerinnen selbst für unerfüllbar und fordern, zumindest die 38 Stellen, die aus Altersgründen bis 1990 frei werden, mit Frauen zu besetzen. Unter den 587 Gewerkschaftssekretären in den Verwaltungsstellen waren Ende letzten Jahres 22 Frauen. „Daß die Gewerkschaften wie auch die Männer sich ändern, bedarf des steuernden Eingriffs“, begründete die Delegierte Antje Rothgänger den Förderplan auf dem Gewerkschaftstag. Mithin: Der Frauenförderplan erfreut sich gar der wärmsten Zustimmung des künftigen IGM–Chefs Steinkühler. Er sei „stolz auf diesen Frauenförderplan“, hatte er dem Gewerkschaftstag am Tag zuvor erklärt. Die Kollegin Elke Heise setzte ihm einen Dämpfer auf: „Kollege Steinkühler erklärte hier, stolz auf diesen Frauenförderplan zu sein. Vor allem aber die Kolleginnen können stolz darauf sein, daß sie diesen Plan überhaupt durchgesetzt, an den Mann gebracht haben.“In den nächsten Tagen wird der Gewerkschaftstag über einen Antrag auf einen Frauenförderplan auch für den Bererich ehrenamtlicher Funktionen in der IG Metall zu entscheiden haben. Die Antragsberatungskommission hat ihm vorerst das sattsam bekannte „Begräbnis erster Klass“ beschieden: Überweisung als Material an den Vorstand statt Annahme. „Damit geben wir uns nicht zufrieden“, erklärte Elke Heise den Delegierten entschieden. „Ich denke nur daran, wieviele Frauen hier nicht sitzen, weil sie durch ihre Arbeit die Voraussetzung dafür schaffen, daß ihr hier sitzt“, rief Antje Rothgänger den 473 Metallern im Saal zu. Die 63 Frauen unter ihnen prägen zumindest die große Optik in Hamburg nicht.

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