: Menschenjagd in Nord–Sri Lanka
■ 150 bis 200 Tote bei guerillainternen Kämpfen / Racheakt der LTTE nach Attentat auf führenden Kommandanten / Wurde „Kittu“ ein Opfer von Machtkämpfen innerhalb der Tamil–Tigers?
Aus Madras Biggi Wolff
Berichten der führenden indischen Tageszeitungen vom Wochenende zufolge haben Kämpfer der militärisch stärksten tamilischen Guerillaorganisation „Liberation Tigers of Tamil Eelam“ am Samstag auf der Jaffna–Halbinsel im Norden Sri Lankas 150 bis 200 Mitglieder der konkurrierenden Gruppen TELO und EPRLF umgebracht. Über das Zentrum von Jaffna soll den Berichten zufolge von den „Tigers“ eine Ausgangssperre verhängt worden sein, um LTTE–Kadern die Suche nach weiteren „Feinden“ zu erleichtern. Bei den neuen Auseinandersetzungen handelt es sich um die dritte Attacke der „Tigers“ auf andere tamilische Organisationen innerhalb eines Jahres. Nachdem die LTTE sich bereits im Frühjahr 86 gegen die TELO als stärkste Guerillaorganisation im Norden durchgesetzt hatte, ging sie im Dezember auch gegen die in der Ostprovinz stärker verankerte EPRLF vor. Hintergrund der neuesten Attacke ist ein Attentat auf den LTTE–Kommandanten Sathasivam Krishnakumar, genannt Kittu, vom 30. März, bei dem dieser schwer verletzt und zwei seiner Leibwächter getötet wurden. LTTE macht TELO und EPRLF für den Angriff verantwortlich, Sprecher der Beschuldigten beteuerten jedoch im südindischen Madras, daß sie nichts damit zu tun hätten. Ein Vertreter der EPRLF vertrat stattdessen die Ansicht, Kittu sei Opfer von Machtkämpfen innerhalb der LTTE–Führung geworden. Seit langem schon sei bekannt, daß es zwischen ihm und LTTE–Führer Prabhakaran wegen Kittus steigender Popularität zu ernsten Spannungen gekommen sei. Es sei aber auch nicht auszuschließen, daß die srilankanische Regierung hinter dem Attentat stecke. Regierungssprecher in Colombo erklärten dazu, die LTTE habe eine blutige Kampagne gegen alle jungen Männer gestartet, die sich nicht dem bewaffneten Kampf anschließen wollten. Jugendliche würden in Lagern zusammengetrieben und erschossen (vgl. dazu: Reportage aus Jaffna in der taz vom vergangenen Freitag).
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