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Menschelnskinder!

■ Voll am Leben vorbeigefilmt: Das träge Adoleszenzdrama "Naked In New York" von Daniel Algrant/ Ab heute im Kino

Nun sind ja auch unsere 20- bis 30jährigen, die sog. Haupt- und Zielgruppe unter den Kinogängern, nicht auf alle Tage mit Ballerfilmen aus USA bei der Stange zu halten. Irgendwann wird es eben auch dem Dümmsten zu dumm. So ähnlich muß die Filmindustrie wohl spekulieren, wenn sie den Markt jetzt mit einer Reihe von Adoleszenzdramen beschickt, in denen es mal wieder richtig menscheln darf. Filme nicht nur für die Heranwachsenden, sondern auch über sie, über erste Liebe, erstes Leid und all die Alltagsnöte der „Generation X“ – diesen schmissigen Slogan immerhin hat die Branche schon mal entworfen, dieweil die zum Etikett passenden Filme doch ziemlich träge über die Leinwände trudeln.

Nach Ben Stillers ranschmeißerischem Titeln „Voll das Leben“ gibt sich der Autor/Regisseur Daniel Algrant jetzt noch einen Tick sensationsheischender: „Naked In New York“ heißt sein Spielfilmdebüt. Nun ist die Zeit des Erwachsenwerdens zwar wirklich und praktisch täglich voller neuer Sensationen – diese Spannung, diesen Charme aber im Film tatsächlich 'rüberzubringen, das ist eine Kunst, auf die sich nur wenige Filmemacher verstehen. Daniel Algrant zählt nicht dazu.

Denn statt mal wirklich voll ins nackte Menschenleben zu greifen, die Sensatiönchen des Alltags aufzulesen und in ihrem absurden Aberwitz zu schildern – da verlegen sich die Filmemacher doch lieber auf die handelsüblichen Schablonen. Algrant ist zwar selbst erst gerade der Filmschule entwachsen, aber die Konventionen des Kinos hat er offenbar schon tief verinnerlicht. Der junge Held seiner Geschichte (Eric Stoltz) ist talentiert, aber natürlich zu ungeduldig und verzweifelt vorerst am Erfolgsdruck der Gesellschaft oder was auch immer – eine kaputte Familie samt nicht gehabtem Vater steht auch noch irgendwo nützlich im Hintergrund herum; die junge Heldin (Mary-Louise Parker) wächst natürlich rasch zur vernunftbegabten Erfolgsfrau, und so leben sich beide halt wieder auseinander. Das ist alles so richtig und wichtig und altersweise – daß es den Charakteren fast das letzte bißchen Leben austreibt. „Manche Menschen haben ihr Leben nicht im Griff“, sagt die Heldin traurig; „es kommt darauf an“, sagt tapfer der Held, „daß man aus ganzem Herzen weiß: Am Ende wird alles gut.“

Was man von „Naked in New York“ leider nicht behaupten kann. Bis zum allseits offenen Ende schleppen sich die braven Heranwachsenden durch ihr Leben; keine Standardsituation wird ausgelassen. Algrant wollte ein Bild dieser Generation schaffen, mit dem sich möglichst viele identifizieren können. Er hat es so verallgemeinert und verplant, daß sich nun niemand aus der angepeilten Zielgruppe in diesem lendenlahmen Bildungsstück wiederfinden dürfte. Gleichviel – der nächste Film von und für aufgeklärte Adoleszenten kommt bestimmt: Für einen Streifen namens „Generation X“ wird schon heftig plakatiert. Thomas Wolff

Atlantis, täglich 18 und 20 Uhr

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