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■ SchnittplatzMeinungsdiarrhö

Am schönsten ist Talkshow doch, wenn Moderatoren mit Moderatoren übers Moderieren reden. Das geschieht gar nicht so selten, schließlich hat das Fernsehen rund fünfzig Talkrunden zu verkraften, denen bei einem geschätzten Gästebedarf von rund 500 Personen pro Woche, natürlich langsam die VIPs ausgehen – von den Themen gar nicht zu reden. Also hatte sich die mit elf Jahren Bildschirmpräsenz älteste ARD-„Jugendsendung“ „Live aus dem ... Alabama/Schlachthof/Nachtwerk/ Alabama“ zum Jubiläum der 500. Sendungen gleich programmatisch der Selbstreferenz verschrieben. Immerhin 20 Moderatoren lernten hier ihr Mundwerk, u.a. Andrea Maischberger, Giovanni di Lorenzo und sogar der brave Günther Jauch. Die sind alle was geworden und (vielleicht deswegen?) fragte sich nun die Jubiläumsrunde, was denn nun aus dem Fernsehen werden soll.

Da horchen wir natürlich schon aus beruflichem Interesse auf – um die Ohren bald wieder zuzuklappen: Schlug uns doch schon wieder kaum mehr entgegen als diese hektische Meinungsdiarrhö, wie sie zunehmend üblich wird, wenn das Thema zu breit ist, die Redezeit zu kurz, die Anzahl der Gäste zu groß und noch dazu per Live-Schaltung Hinz und Kunz und Thomas Koschwitz ihren Senf dazugeben sollen. Einzig Kabarettist Bruno Jonas bekannte – gut unvorbereitet wie er war – „I schau wahnsinnig vui fern“. Alle anderen aufgebotenen Profi-TalkerInnen sonderten die üblichen Statements zum Fernsehen ab, wie sie in jedem einschlägigen Fluch-und-Segen- Besinnungsaufsatz durchgequirlt werden. „Viele Sender sind ein Zeichen von Pluralität“ (Joachim Steinhöfel, RTL); „Vier Musikkanäle sind besser als zwei, weil ja auch vier Mark besser als zwei sind“ (Nils Bokelberg, Viva); „Es ist doch auch schön, daß es 100 Zeitungen mehr gibt, als ich lese“ (Hubertus Mayer-Burckhardt, Pro 7); „Zu gründliche Vorbereitung einer Show nimmt einem die Neugier“ (Bettina Rust, premiere).

„Durchs Fernsehen werden die Klugen klüger und die Dummen dümmer“, soll Jauch einmal gesagt haben. Offenbar hat er damit unrecht. Offenbar verdummt das Fernsehen doch – vor allem seine Macher.Thomas Pampuch

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