: Meine Leiche, deine Leiche
Innsbruck (dpa) — Eine Kommission aus österreichischen und italienischen Beamten sowie Geometern des Wiener Bundesamtes für Vermessungswesen sollen endgültig klären, ob der Fundort des „Mannes aus dem Eis“ auf österreichischem oder italienischem Staatsgebiet liegt. Falls das Wetter mitspielt, soll heute die Begehung und Vermessung des Gebiets um den Similaun-Gletscher vorgenommen werden.
Wie auch immer der Grenzstreit ausgehen wird, Politiker in Nord- und in Südtirol haben schon jetzt klar festgelegt: Der „Gletschermann“, der in der frühen Bronzezeit vor 4.000 Jahren gelebt hat, war ein „Tiroler“. Der Landeshauptmann des österreichischen Bundeslandes Tirol, Alois Partl, meinte: „Ob in Nord- oder Südtirol — der Similaun-Mann wurde auf jeden Fall in Tirol entdeckt“. Er glaubt, daß es über den „Gletschermann“ nicht zu einem Streit mit Italien kommen werde. Es handle sich um „einen wissenschaftlichen Fund von Bedeutung für unsere gesamte Heimat“. Er werde mit der Südtiroler Landesregierung gemeinsam eine Lösung und eine „würdige Bleibe“ für die Leiche suchen.
In Innsbruck traf am Montag umfangreiches Urkundenmaterial aus Wien ein, in dem die Vermessungspunkte der Staatsgrenze festgelegt sind. Mit Hilfe dieser Unterlagen soll endgültig festgelegt werden, ob die Fundstätte sich in Italien oder in Österreich befunden hat.
Der Finder des Similaun-Mannes, ein Urlauber aus Nürnberg, beauftragte unterdessen einen Innsbrucker Anwalt mit der Wahrung seiner Rechte an der Entdeckung. Nach österreichischem Recht steht der Wert eines Schatzfundes zu gleichen Teilen dem Finder und dem Eigentümer des Grundes zu, auf dem der Fund gemacht wurde.
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