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Meilenweite Differenzen

■ Der Tariflohn für Lotsen soll um 20 Prozent gesenkt werden. Verhandlungen stocken

Die Verhandlungen stecken seit Monaten fest. Beim Bundesverkehrsministerium drückt man das vornehmer aus und sagt: „Wir sind noch in der Anhörungsphase, aber nach wie vor bestrebt, möglichst schnell zu einer Einigung zu kommen.“ Eine Einigung, die auf Kos-ten der See- und Hafenlotsen ginge, wenn die Vorstellungen von Bundesregierung und Hafenwirtschaft umgesetzt würden. Denn bei den Tarifverhandlungen um die Lotskosten sind die Vorgaben von Verkehrsministerium, Reedern und Umschlagsunternehmen eindeutig: Ziel ist es, die Tarife um bis zu 20 Prozent nach unten zu drücken. Die Lotsen wehren sich und drohen, mit „Dienst nach Vorschrift“ den Hafenbetrieb lahm zu legen: Man denke über konkrete Kampfmaßnahmen nach.

Der Präsident des Bundesverbandes der See- und Hafenlotsen, Kurt Steuer, hatte schon im April angekündigt, „mit der Geduld am Ende zu sein“. Seitdem hat sich in den Verhandlungen kaum etwas bewegt. Die Lotsen, die bisher zu den Gutverdienern in der Schifffahrt gehören, sind nicht nur sauer da- rüber, dass ihnen das Gehalt gekürzt werden soll. Sie befürchten auch, dass sich dann qualifizierte Leute nicht mehr um den Beruf des Lotsen bewerben, weil er weniger attraktiv ist. Und das hätte letztlich Auswirkungen auf die Sicherheit im Revier. „Es sind Leute, die keine Verantwortung für Schiff und Ladung haben, die das Lotswesen in die Hand bekommen wollen“, schimpft Hein Mehrkens, der Vorsitzende der Bundeslotsenkammer.

Unterstützung erhalten die Lotsen von der Hamburger GAL. Deren Fraktionschefin Antje Möller spricht davon, dass die „Lotsen zu den Buhmännern gemacht werden sollen“. Auch sie sieht die Gefahr, dass der Konflikt auf Kosten der Sicherheit auf der Elbe ausgetragen werde: „Die Gewährleistung einer reibungslosen und sicheren Schifffahrt rund um die Uhr muss bei den Tarifverhandlungen ein gewichtiger Faktor bleiben“, fordert sie und hält „einseitige Tarifabsenkungen für das falsche Signal“. Eine Haltung, die die Hamburger Wirtschaftsbehörde nur bedingt teilt. Sprecher Bernd Meyer legt zwar Wert darauf, dass die Behörde in die Verhandlungen nicht direkt verwickelt sei, aber „wir sehen schon Bedarf für eine Verringerung der Lotskosten“. Man wolle das aber möglichst im Konsens hinbekommen.

Genau das ist aber im Moment schwer denkbar. Denn die Hafenwirtschaft ist gewillt, Tarifabsenkungen auch gegen den Willen der Lotsen durchzusetzen. Die Hamburger Hafen- und Lagerhausgesellschaft HHLA gehört hierbei zu den Wortführern in Hamburg und fordert eine deutliche Veränderung der Tarifstruktur. 100 Millionen Mark jährliche Lotskosten als Gebühr für Schiffe, die auf der Unterelbe steuern, sind der Wirtschaft zu viel. Da nützt auch der Hinweis der Lotsen nicht viel, dass Hamburg bei der Erhebung der Lotskos-ten pro Seemeile am unteren Ende rangiert. In der Hansestadt kostet die Meile für ein Containerschiff 182 Mark, beim Hauptkonkurrenten Rotterdam sind es 728 Mark. Bei den Zubringern von Containerschiffen, den sogenannten Feedern, ist das Verhältnis mit 35 Mark gegenüber 209 Mark ähnlich.

Bis zum 28. Juli werden beim Berliner Bundesverkehrsministerium noch Stellungnahmen der verschiedenen Streitparteien eingeholt. Dann will man bis Mitte August eine Lösung anstreben. Bei den derzeitigen Differenzen zwischen den Parteien ist dieser Zeitplan aber kaum umzusetzen.

Peter Ahrens

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