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Archiv-Artikel

Kunstrundgang Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Massa Damnata, 4 kubanische Künstler, bis 28. September. Galerie Refugium, Di.–Fr. 14–19, Sa.+So. 12–17 Uhr, Auguststr. 19

Zeit haben, keine Zeit haben, sich Zeit nehmen … Stress. In den letzten Tagen, umringt von Kunstmessen und unendlich vielen Schauen, war es nicht einfach, sich den künstlerischen Positionen mit der nötigen Ruhe zu widmen. Umso nachvollziehbarer, dass gerade die Ausstellungen, die sich dem Thema Zeit widmen, eine genauere Betrachtung verdienen. Etwa die Serie „Tag um Tag ist ein guter Tag“ von Peter Dreher in der Galerie sphn. Seit 30 Jahren malt der Freiburger ein Wasserglas. Tag um Tag oder besser Nacht um Nacht. Denn in dem immer gleichen künstlichen Licht seines Ateliers bleibt das Motiv stets dasselbe. Lediglich durch den Künstler, wenn der beginnt, etwa aus dem Gedächtnis heraus zu malen, verändert sich das Motiv. Da wirken die Spiegelungen mal wie eine kleine Flamme am Boden des Gefäßes, mal wie eine futuristische Architektur. So schreitet die Transformation durch die Interpretationen der BetrachterInnen mit der Zeit weiter voran.

Ein ganz anderes Gefühl für Zeit und Raum entwickelt sich in der Gruppenausstellung „Massa Damnata“ bei Refugium. Esterio Seguras Installation etwa zeugt mit einer Klarheit und Kraft von innerer Emigration, dass man einfriert. 12 Vogelkäfige stehen in Reih und Glied auf dem Boden. In ihnen stumme Trichterlautsprecher. Kein Schall ist zu hören, kein Schrei zu vernehmen. Das Aufbegehren ruht nicht, es hat nur keine Stimme, die nach außen dringt. Kuba, ein Land, aus dem es quasi keine Berichterstattung gibt und in dem noch lange nicht jeder das sagen kann, was er denkt. Wie oft aber wird auch bei uns nicht das ausgesprochen, was gesagt werden sollte – aus Rücksicht auf die Umstände, aus Angst vor den Reaktionen anderer? Diktatur und Demokratie, historische Abläufe. Eine kleine, feine Ausstellung, die unbedingt sehenswert ist.

Peter Dreher und Thorsten Hallscheidt, bis 30. September. Galerie sphn, Di.–Sa. 12–18 Uhr, Koppenplatz 6