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Medikamente und Alkohol Suchtmittel Nr. 1

■ Suchtkrankenhilfe tagt in Hamburg / Alkohol weit verbreiteter als Drogenmißbrauch / 800.000 Medikamentenabhängige

Hamburg (dpa) - Neue Schwerpunkte in der Suchtpolitik hat die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe gefordert. Auf ihrer Bundesdelegiertentagung am Wochenende in Hamburg kritisierte die Organisation die Überbewertung illegaler Drogen in der Suchtpolitik vor allem der Bundesregierung und forderte von Bund und Ländern neue Schwerpunkte. Nicht Heroin oder Kokain, sondern Alkohol und Medikamente seien die gefährlichsten Suchtmittel in der Gesellschaft, betonten die Teilnehmer am Sonntag auf einer Pressekonferenz. Die Arbeitsgemeinschaft gehört zu den großen Selbsthilfeorganisationen in der Bundesrepublik.

Die einseitige Ausrichtung des politischen Interesses an den illegalen Rauschmitteln stünde in krassem Widerspruch zu der statistisch nachgewiesenen Tatsache, daß die Zahl der Alkoholopfer weit höher liegt als die des Drogenmißbrauch, so die Freundeskreise. Über die fast 1.000 Drogentoten 1989 sei ausführlich berichtet worden. Die besondere Sorge von Politik und Gesellschaft sollte ihrer Ansicht nach jedoch noch mehr den 20.000 Toten als Opfer von Alkoholkrankheit und Alkoholmißbrauch gelten.

Auch fänden 50- bis 80.000 Drogensüchtigen große Beachtung. Die rund 800.000 der Medikamentenabhängigen und die 1,6 Millionen Alkoholkranken und -gefährdeten würden kaum zur Kenntnis genommen.

Die Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe gehören heute zu den fünf großen Selbsthilfeorganisationen der Suchtkrankenhilfe. 1989 waren ihnen bundesweit mehr als 300 örtliche Freundeskreise mit rund 600 einzelnen Selbsthilfegruppen angeschlossen. 1987 übernahm Rita Süssmuth die Schirmherrschaft über die Organisation.

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