: Medientage München
■ Gewaltminderung im Fernsehen gefordert
München (dpa) — Für eine Selbstbeschränkung bei der Darstellung von Gewalt im Fernsehen haben sich verantwortliche Programmacher im Rahmen der Münchner Medientage ausgesprochen. Bei einer von der Hanns-Seidel-Stiftung veranstalteten Medienfachtagung zum Thema „Gewalt in den Medien — Gewalt durch die Medien?“ waren sich Programmverantwortliche und Medienwissenschaftler am Montag in München jedoch auch einig, ein gewaltfreies Fernsehen könne es nicht geben, da die Wirklichkeit nicht gewaltfrei ist.
Art und Umfang von Gewaltdarstellungen sollten jedoch nach den Worten von ARD-Programmdirektor Dietrich Schwarzkopf verantwortungsvoll begrenzt sowie nach rechtlichen Vorschriften und journalistischem Selbstverständnis gehandhabt werden. Schwarzkopf: „Eine Verharmlosung und eine Verherrlichung von Gewalt darf nicht stattfinden.“ Allerdings sei das Fernsehen auch nicht der „Alleinerzieher der Nation“.
Einen in diesem Zusammenhang von RTLplus-Programmdirektor Helmut Thoma gemachten Vorschlag einer „allgemeinen Abrüstungsrunde“ im Fernsehen lehnte Schwarzkopf mit dem Hinweis ab, besser und erfolgversprechender sei eine jeweilige „einseitige Gewaltminderung“.
Auch der bayerische Justizstaatssekretär Alfred Sauter bemängelte, daß die Gewaltdarstellungen im Fernsehen in den vergangenen Jahren zugenommen hätten, ohne sich jedoch dabei mit den Opfern von Gewalt zu beschäftigen. Ein noch größeres Problem sieht der CSU-Politiker bei den sogenannten Horrorvideos.
Von den rund 10.000 Videos auf dem Markt seien 2.000 als jugendgefährdend eingestuft worden, die bei Jugendlichen jedoch außerordentlich beliebt seien. Diesem Zugangsproblem könne mit Gesetzen nicht begegnet werden, „die Eltern müssen ihre Verantwortung ernster nehmen“, unterstrich Sauter.
Mit einem Appell an das Verantwortungsbewußtsein der Rundfunkanbieter hatte Bayerns Kultusminister Hans Zehetmair am Montag die fünften Medientage München eröffnet. Wer mit der Zuteilung von Frequenzen und Kanälen die Möglichkeit erhalte, seine Programme in Millionen von Wohnstuben zu verbreiten, habe auch die Verantwortung für Inhalt und Qualität der Sendungen zu übernehmen.
Die privaten Sender müßten weg von Billigproduktionen und hin zu qualitätvolleren Angeboten, sagte Zehetmair. Vor allem dem Kinder- und Jugendprogramm sollte mehr Beachtung geschenkt und nicht eine Welt präsentiert werden, „die zu Haß und Gewalt im zwischenmenschlichen Umgang geradezu animiert“. Angesichts eines wachsenden Programmbedarfs und der steigenden Zahl von Rundfunksendern sollten neue Wege der Kooperation gefunden werden, meinte der Kultusminister.
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