: Mediengewerkschaft gegen Öffentlichkeit
■ Rundumschlag des Bezirksvorstandes gegen kritisierende Journalisten
„Rufschädigend, ehrverletzend, gewerkschaftsschädigendes Verhalten.“ Mit starken Worten hat der Bezirksvorstand der IG Medien auf eine „Pressekampagne“ gegen den Bezirksvorsitzenden Dieter Wilhelmi und den Landesbezirksvorsitzenden Günter Rodewig reagiert.
Bei dieser angeblichen Kampagne hatten Weser Kurier, taz und Radio Bremen lediglich vermeldet, daß die Bremer Fachgruppe Journalisten in der IG Medien bei ihrer letzten Sitzung den beiden langjährigen Funktionären das Mißtrauen ausgesprochen und deren Rücktritt gefordert hatte. Begründung: Rodewig stehe für undemokratisches Verhalten und habe jede Glaubwürdigkeit verloren. Und Wilhelmi, im Nebenamt auch SPD-Bürgerschaftsabgeordneter, habe sich beim letzten Streik nicht einmal bei der Bretag blicken lassen, sondern ganz im Gegenteil sogar für einen Tag das Gewerkschaftsbüro geschlossen.
Diese „absurden und unqualifizierten Angriffe“ weist der Bezirksvorstand nun „entschieden zurück.“ Den Journalisten wird vorgeworfen, im Stile eines sensationslüsternen Boulevard-Journalismus in die Öffentlichkeit gegangen zu sein, statt den Meinungsaustausch in den Gremien zu suchen.
Fazit der von Wilhelmi unterzeichneten Pressemitteilung (s. auch Originalton im Dokumentationskasten): „Wer meint, mit pauschalen Verleumdungen und Unterstellungen arbeiten zu können, ob er den hohen ethischen Anforderungen, die man an den Beruf des Journalisten stellen muß, gewachsen ist.“ Wilhelmi gestern auf Nachfrage zu den Folgen des Streits: „Den Schaden, den die Journalisten angerichtet haben, kann ich nicht reparieren.“ 14 Ortsverbände hätten mitgeteilt, daß sie wegen der Funktionärs-Kritik nicht mehr in der Lage seien, Mitglieder zu werben.
hbk
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