: Max Goldt zeigt sich das Leben von ganz allein
Doch. Es ist absolut notwendig, immer wieder Max Goldt zu lesen. Also ist es sehr schön, dass Goldt ein Weitermacher ist. Regelmäßig schreibt er seine Texte für die Titanic. Und wenn genug Texte für ein Buch da sind, werden sie kräftig überarbeitet, zwischen zwei Deckel gepackt und mit einem stutzen machenden Titel versehen. „Ein Buch namens Zimbo“ heißt das neue Buch, das soeben mit einem wunderbar schlichten zitronengelben Cover erschienen ist.
Notwendig zu lesen sind sie vor allem aus folgendem Grund: wegen der in ihnen präsentierten Haltung schriftstellerischer Gelassenheit. Max Goldt hetzt nicht und presst keine Pointen aus den Sätzen. Wie einfach das alles geht!, möchte man beim Lesen manchmal neidvoll ausrufen: Man braucht bloß aufzuschreiben, wie es wirklich ist! Nur dass die meisten das nicht so elegant hinkriegen wie Goldt. Etwa beim Fernsehgucken, beim Altwerden und beim Alkohol: „Wer je erlebt hat, wie sich eine Reihe stumm an der Wand lehnender Party-Ölgötzen in eine munter schwatzende Gemeinschaft verwandelt, wird Wein und Bier nicht allzu hart verdammen.“ Genau, wird er nicht!
Dass er keineswegs Alltagsbeobachter genannt werden möchte, erläutert Max Goldt in seiner Dankesrede zum Kleist-Preis, die er Ende 2008 hielt und die auch in dem Band abgedruckt ist. Beobachten ist ihm viel zu aktiv. Er selbst hat längst zu einer geradezu buddhistischen Gelassenheit gefunden. „Wer seine Sinne pflegt und sie nicht mit zuviel Drogen, zuviel Lärm oder zuviel Lektüre malträtiert, dem zeigt sich das Leben von ganz allein.“ Max Goldt kann das immer wieder aufs Neue beweisen. drk
■ Max Goldt: „Ein Buch namens Zimbo“. Rowohlt.Berlin, Berlin 2009, 198 Seiten, 17,90 Euro