: Mauerschützenprozeß bald beendet
Berlin (dpa) — Nach vier Monaten Verhandlungsdauer ist jetzt im ersten Mauerschützenprozeß ein Ende des Verfahrens in Sicht. Die Staatsanwaltschaft soll voraussichtlich am kommenden Montag ihr Plädoyer in dem Prozeß halten. In einer Vernehmung in dem Verfahren hatte das frühere Mitglied des Nationalen Verteidigungsrats der DDR, Manfred Dietze, ausgesagt, daß unzuverlässige Soldaten „erst gar nicht an der Grenze eingesetzt“ wurden. Fälle, daß Soldaten nicht bereit gewesen seien, bei Fluchtversuchen zu schießen, seien ihm nicht bekannt geworden. Derartige Vorkommnisse wurden nach Angaben des ehemaligen Generalleutnants und Chefs der Militärabwehr schon „auf unterster Ebene“ ohne Nachteile für die Soldaten abgeschirmt.
Im zweiten Berliner Mauerschützenprozeß wird am Donnerstag die Vernehmung der angeklagten Ex- Grenzsoldaten fortgesetzt. Nach der Aussage von Udo Walther soll nun Uwe Hapke schildern, wie es zu der Tötung des Flüchtlings Horst-Michael Schmidt in der Nacht zum 1.Dezember 1984 an der Berliner Mauer gekommen ist. Walther hatte eingeräumt, bei den Schüssen den Tod Schmidts einkalkuliert zu haben. Der frühere Grenzsoldat hatte allerdings betont, daß er nach seinen damaligen Befehlen „richtig“ gehandelt habe. Er hatte die Erschießung Schmidts mit einem Verkehrsunfall verglichen.
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